Reformierter Bund: Militärische Gewalt muss Maß und Grenze haben

Reformierter Bund: Militärische Gewalt muss Maß und Grenze haben

Hannover (epd). Der Reformierte Bund hat mit Blick auf den Ukraine-Krieg vor einem Schwarz-Weiß-Denken gewarnt. „Es wird immer offensichtlicher, dass die Rede von einem 'Sieg' und 'Kriegsgewinn' zutiefst fragwürdig ist“, heißt es in einem am Mittwoch in Hannover verbreiteten Friedensvotum: „Wer militärische Gewalt für gerechtfertigt hält, muss auch Auskunft geben, wo, wann und wie sie ihr Maß und ihre Grenze behalten und finden soll.“

„Zudem befeuert der Krieg die ohnehin dramatische internationale Ernährungs- und Klimakrise“, fügte der Dachverband von rund 1,5 Millionen reformierten Gemeindegliedern in Deutschland hinzu: „Angesichts der schrecklichen Verluste an Menschenleben und der unabsehbaren Eskalationsdynamiken muss dieser Krieg sofort beendet werden.“

Weder mit einem einseitigen „Keine Waffenlieferungen mehr!“ noch einem „Nur nicht 'weich' werden gegenüber Putin!“ werde ein plausibler Weg zum Frieden angezeigt, räumte der Kirchenbund ein: „Die sich zuspitzende Eskalationsdynamik wird uns dem Friedensziel keinen Millimeter näherbringen.“ Dies sei ein „Irrglauben“.

Angesichts der fortschreitenden Eskalation und einer sich zuspitzenden Rhetorik, die auch vor einer Drohung mit dem Einsatz von Atomwaffen nicht Halt mache, gelte es nach Wegen zu suchen, diese „Spirale zu durchbrechen, nach ernsthaften Alternativen zu fragen, mit denen dem Leiden und Sterben in diesem Krieg ein Ende bereitet werden kann“, heißt es in dem Votum. Den Weg von Diplomatie und Verhandlungen zu suchen und zu gehen sei nicht gleichbedeutend damit, „die Annexion ukrainischer Gebiete zu akzeptieren“. Waffenlieferungen unter einer Prämisse „Die Ukraine muss siegen“ ließen sich als die einzige Antwort nicht verantworten.

Der 1848 gegründete Reformierte Bund betrachtet es als seine Aufgabe, die Gemeinschaft der reformierten Christen und das theologische Erbe der Reformatoren Ulrich Zwingli (1484-1531) aus Zürich und Johannes Calvin (1509-1564) aus Genf zu pflegen. Weltweit wird die Zahl der reformierten Christen auf 85 bis 100 Millionen geschätzt.