Nairobi, Ouagadougu (epd). Das Militär in Burkina Faso ist nach Erkenntnissen von Human Rights Watch für schwere Menschenrechtsverbrechen verantwortlich. Seit Februar hätten Soldaten allein in der Provinz Séno mindestens neun Männer hingerichtet, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Donnerstag in der kenianischen Hauptstadt Nairobi. Von 18 weiteren Menschen fehle jede Spur, sie seien wahrscheinlich getötet worden. „Hinrichtungen und Verschwinden lassen sind nicht nur Kriegsverbrechen“, sagte die stellvertretende Afrika-Direktorin Carine Kaneza Nantulya. „Sie schüren auch den Unmut der betroffenen Bevölkerung, was wiederum die Rekrutierung bewaffneter Gruppen begünstigt.“
Seit 2016 haben islamistische Gruppen in Burkina Faso Fuß gefasst und Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht, die die Militärregierung zurückerobern will. Seit Oktober rekrutiert sie Freiwillige für Milizen zur Unterstützung der Armee, im April rief sie zur allgemeinen Mobilisierung auf. Human Rights Watch forderte die Behörden des westafrikanischen Landes auf, ihre Strategie zur Terrorbekämpfung auf den Schutz der Zivilbevölkerung und die Achtung der Menschenrechte auszurichten. Zudem müssten die Täter zur Verantwortung gezogen werden.
Die Organisation sprach für ihren Bericht mit 30 Opfern, Zeugen und Vertretern von zivilgesellschaftlichen Organisationen. Diese hätten auch berichtet, dass die Armee Kinder im Alter von 6 bis 16 Jahren verprügelt habe. Zudem greife das Militär gezielt die Volksgruppe der Fulani an, weil es ihr unterstelle, mit den Islamisten zusammenzuarbeiten. Auch für ein Massaker, bei dem im April 156 Männern, Frauen und Kinder getötet wurden, ist laut HRW die Armee verantwortlich.
Die Verbreitung der bewaffneten Gruppen ist Grund dafür, dass Burkina Faso eines der Länder mit den meisten Binnenvertrieben weltweit ist. Millionen Menschen sind vor der Gewalt der Islamisten geflohen und auf humanitäre Hilfe angewiesen.