Kampala, Freetown (epd). In Sierra Leone hat Amtsinhaber Julius Maada Bio die Präsidentenwahl gewonnen. Wie die Wahlkommission des westafrikanischen Landes am Dienstagabend mitteilte, stimmten am Samstag 56 Prozent der Wählerinnen und Wähler für Bio von der Sierra Leone People's Party (SLPP). Sein Herausforderer Samura Kamara vom All People's Congress (APC) kam auf 41 Prozent der Stimmen.
Kamara kritisierte die Ergebnisse als nicht glaubwürdig und lehnte deren Anerkennung ab. Die Abstimmung war von teils gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Anhängern der Opposition rund um den Wahltag begleitet. Nach Angaben von Kamara kam es nach der Wahl am Wochenende auch zu Schüssen auf die Zentrale seiner Partei APC. Bereits bei den Wahlen 2018 hatten sich Samura Kamara und Julius Maada Bio eine harte Auseinandersetzung geliefert, aus der der heute 59-jährige Julius Maada Bio als Sieger hervorgegangen war.
Die Wahlbeobachtungsmission der EU mahnte am Dienstag an, offene Streitpunkte friedlich zu lösen. Die Wahlbeobachter kritisierten auch den „unverhältnismäßigen Einsatz“ von Gewalt durch die Sicherheitskräfte. Zudem sei es während der Abstimmung am Samstag zu Verzögerungen gekommen, ohne dass die Gründe dafür von der Wahlkommission angemessen erläutert worden seien.
Etwa 3,4 Millionen der rund 8,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner waren für die Abstimmung registriert. Davon gaben rund 2,8 Millionen Menschen nach Angaben der Wahlkommission ihre Stimme ab, was 83 Prozent aller registrierten Wähler entspricht. Ein wichtiges Thema bei der Wahl war die schlechte wirtschaftliche Lage im Land. Bereits im vergangenen August waren Proteste gegen die steigenden Lebenskosten, Korruption und Polizeigewalt in der Hauptstadt Freetown sowie der Oppositionshochburg Makeni von Sicherheitskräften brutal niedergeschlagen worden.
Sierra Leone zählt zu den wirtschaftlich schwächsten Ländern weltweit. Seit Anfang Juni hat die ehemalige britische Kolonie einen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.