Düsseldorf (epd). Mehr als ein Viertel der Beschäftigten in Deutschland hat laut einer Studie Zweifel, im aktuellen Beruf ohne Einschränkungen bis zum gesetzlich festgeschriebenen Renteneintrittsalter durchhalten zu können. Fast 27 Prozent der Befragten gaben in der Erhebung an, dass sie ihre Tätigkeit unter den gegebenen Umständen eher nicht oder „auf keinen Fall“ bis zum Erreichen des Rentenalters ausüben könnten, wie die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung am Dienstag in Düsseldorf mit Verweis auf eine Studie ihres Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) mitteilte. Knapp drei Viertel (73 Prozent) der Befragten betonten allerdings, dass sie ihren Job „eher ja“ oder „auf jeden Fall“ bis zum Erreichen des Rentenalters durchhalten.
Je nach Branche ergaben sich laut Studien ganz unterschiedliche Einschätzungen. So erklärten von den Arbeiterinnen und Arbeitern 38 Prozent, dass sie ihre aktuelle Tätigkeit vermutlich nicht bis zur Rente durchhalten dürften. Bei den Beamtinnen und Beamten fällten nur rund 17 Prozent diese kritische Einschätzung. Die Untersuchung der WSI-Forscher Florian Blank und Wolfram Brehmer stützt sich auf eine repräsentative Befragung unter bundesweit knapp 5.000 Beschäftigten.
Für die Erhebung wurden zudem rund 3.600 Betriebs- und Personalräte in Unternehmen befragt. Sie sehen demnach die Durchhalte-Chancen der Beschäftigten in ihren Betrieben häufig noch skeptischer und vertreten die Ansicht, dass nur gut die Hälfte (51 Prozent) der Beschäftigten das Rentenalter im jetzigen Job erreichen werde. Die schlechteste Perspektive machen die Arbeitnehmervertreter in den Bereichen Handel, Logistik und Gastgewerbe aus (44 Prozent).
Die Ergebnisse machten deutlich, „dass Forderungen nach einer weiteren Anhebung des Rentenalters offensichtlich an der Realität vieler Beschäftigter vorbeigehen“, schreiben die Studienautoren Blank und Brehmer. „Solche Maßnahmen würden den zweiten Schritt vor dem ersten machen“ und die Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt verschärfen. Wichtiger als eine Verlängerung der Lebensarbeitszeiten sei die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Wenn Menschen länger in ihrem aktuellen Job blieben, verbessere das die Finanzlage der Sozialversicherungen. Zugleich würden die Engpässe auf dem Arbeitsmarkt entschärft.
Das gesetzliche Renteneintrittsalter von 67 Jahren gilt für alle, die ab 1964 geboren sind. Für frühere Jahrgänge ist die Regelaltersgrenze vom Geburtsjahr abhängig. Je nach Jahrgang liegt sie zwischen 65 und 67 Jahren.