Bericht: Antisemitismus bleibt hoch

Bericht: Antisemitismus bleibt hoch

Berlin (epd). Der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) hat im vergangenen Jahr 2.480 antisemitische Vorfälle erfasst. Das seien elf Prozent weniger als 2021 gewesen, sagte Benjamin Steinitz, geschäftsführender Rias-Vorstand am Dienstag in Berlin. Grund für den leichten Rückgang seien fehlende Gelegenheiten wie etwa Proteste gegen Corona-Maßnahmen gewesen.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, betonte, die Situation habe sich nicht entspannt. Die Dokumentation sei ein Gradmesser für die Judenfeindlichkeit im Land. Gegenüber 2020 lag die Zahl der im vergangenen Jahr registrierten antisemitischen Vorfälle immer noch um rund ein Viertel (26 Prozent) höher.

Die wissenschaftliche Referentin beim Rias-Bundesverband, Bianca Loy, sagte, jeder fünfte antisemitische Vorfall habe einen verschwörungsideologischen Hintergrund gehabt. Erstmals seien dem rechtsextremen Hintergrund mit 13 Prozent nicht die meisten Vorfälle zugeordnet worden. Rund die Hälfte der Vorfälle (53 Prozent) seien keinem politischen Hintergrund klar zuzuordnen gewesen.

2022 ereigneten sich demnach neun Vorfälle extremer Gewalt, die potenziell tödlich hätten enden können. Darunter waren versuchte Brandanschläge auf jüdische Gemeinden und Schüsse auf ein Rabbinerhaus. Dies sei die höchste Anzahl derartiger Fälle seit Beginn der bundesweiten Erfassung 2017. Außerdem wurden 186 Sachbeschädigungen gezählt sowie 56 Angriffe auf Menschen, die als Juden angesehen wurden. Zudem wurden 1.912 Fälle „verletzenden Verhaltens“ wie Äußerungen und Beschmierungen gezählt.