Frankfurt a.M. (epd). Der FDP-Politiker Gerhart Baum sorgt sich um Zusammenhalt und Demokratie in Deutschland. „Die bundesweite Verständigungsgemeinschaft ist in Gefahr. Es entwickeln sich lauter kleine Bereiche, in denen die Menschen sich gegenseitig bestätigen und nur noch teilweise wahrnehmen, was uns in dieser Republik zusammenhält“, sagte Baum dem Portal „faz.net“ in einem am Dienstag veröffentlichten Interview.
Der 90 Jahre alte Jurist und ehemalige Bundesinnenminister beklagte die Reaktion vieler Menschen auf die eigene Unzufriedenheit mit politischen Entscheidungen: „Man wird doch verlangen können, dass die Menschen sich genau ansehen, wie sie ihren Protest zum Ausdruck bringen. Ich mache das nicht mit, dass wir Rechtsextremismus in Deutschland zur Normalität erklären.“ Das möge in Frankreich oder in anderen Ländern so sein, in Deutschland dürfe es nicht so sein, sagte Baum mit Verweis auf die NS-Geschichte.
„Teile des Bürgertums - zwar Minderheiten, aber dennoch - verachten die Demokratie und ihre Spielregeln“, sagte Baum: „Das zeigt sich an immer neuen Themen. Kürzlich war es noch Covid, jetzt sind es die Flüchtlinge.“ Der Jurist konstatierte: „Mitunter schwächeln die Deutschen im Umgang mit der Demokratie.“