Dresden (epd). Der Politikwissenschaftler Hans Vorländer hält breit angelegte Parteienbündnisse zur Verhinderung von AfD-Wahlerfolgen für notwendig, aber problematisch. Ein solches Bündnis führe dazu, dass die Parteien abseits der AfD inhaltlich ununterscheidbar würden, sagte der Direktor des Zentrums für Verfassungs- und Demokratieforschung an der TU Dresden am Montag im Deutschlandfunk. Die Front gegen die AfD in Ostdeutschland werde von vielen Menschen als ein Bündnis von Blockparteien wahrgenommen, sagte er in Reaktion auf die bundesweit erstmalige Wahl eines AfD-Politikers auf den Posten eines Landrats.
Der Wähler könne den Frust gegenüber diesem Parteienblock nur noch bei der AfD loswerden. Dies sei auf Dauer gefährlich. So sei die Stichwahl um das Landratsamt im thüringischen Sonneberg am Sonntag von großer Unzufriedenheit gegenüber der Berliner Politik geprägt gewesen. Das habe sich die AfD bewusst zunutze gemacht. Hinzu komme, dass der Kreis Sonneberg sozial, ökonomisch und demografisch ein Problemgebiet darstelle.
Vorländer betonte, den Menschen müsse in dieser krisenhaften Situation die Chancen des gesellschaftlichen Wandels aufgezeigt werden. Eine Ursache für den Vertrauensverlust in die Parteien liege auch in einer als Bevormundung empfundenen Form der Politik in Berlin.
Der AfD-Kandidat Robert Sesselmann hatte in der Stichwahl im Kreis Sonneberg am Sonntag 52,8 Prozent der Stimmen erhalten, sein Gegenkandidat Jürgen Köpper von der CDU unterlag mit 47,2 Prozent. Zuvor hatten sich die Vertreter aller demokratischen Parteien für die Wahl Köppers ausgesprochen.