Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, hat am Wochenende eine "Pilgertour der Hoffnung" durch Teile der zweitgrößten deutschen Landeskirche begonnen. Die achttägige Wanderroute startete am Samstag mit einem geistlichen Impuls an der Kreuzkirche in Bonn. Bis zum 1. Juli will der 52-jährige Theologe zu Fuß 200 Kilometer bis Bingerbrück zurücklegen. Die acht Etappen der Wanderstrecke stehen jeweils unter einem anderen Thema, zu dem Latzel von unterschiedlichen Gesprächspartnern begleitet wird.
Pilgern bedeute für ihn "beten mit den Füßen, unterwegs sein, Gott begegnen, Menschen begegnen, anders ankommen, als man losgegangen ist", sagte der leitende Theologe der rheinischen Kirche zum Auftakt seines Weges entlang des Rheins. Es gehe darum, sich "aus der eigenen Wohlfühlblase rauszubewegen".
Pfarrer Christoph Nötzel aus Pulheim-Brauweiler bei Köln erläuterte, es gehe beim "evangelischen Pilgern" nicht darum, ein bestimmtes Ziel zu erreichen: "Evangelisch pilgern heißt, sich mit Gott auf den Weg machen. In diesem Unterwegssein liegt eigentlich der Wert." Landespfarrerin Simone Enthöfer nannte Pilgern eine gute Gelegenheit, sich von der Wortlastigkeit der evangelischen Kirche zu lösen: Es sei gut, sich "ab und zu von den druckreifen Worten zu befreien und zu sagen: Ich lerne, Gott ganzheitlicher wahrzunehmen und über bestimmte Zeichen Gottes in meinem Leben zu meditieren".
Am Sonntag setzte Latzel seine Tour mit einer Etappe von Bad Honnef bis Linz am Rhein fort. Thematisch ging es am zweiten Tag um Flucht und Heimat. Begleitet wurde der Theologe unter anderem von Carina Pfeil, Koordinatorin für Flüchtlingsarbeit im Kirchenkreis Bonn.
Bereits zum dritten Mal ist Latzel bei einer Sommertour durch die rheinische Kirche unterwegs. Am Donnerstag wird er auf dem Weg von Koblenz nach Boppard vom Vorsitzenden des Landesverbands der jüdischen Gemeinden von Rheinland-Pfalz, Avadislav Avadiev, begleitet. Thema ist das Pilgern in anderen Religionen. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, soll digital von seiner Pilgerreise aus Mekka zugeschaltet werden. Weitere Themen der Pilgertour sind soziale Gerechtigkeit, Klimaschutz und gesellschaftlicher Zusammenhalt.