44 Taufen zwischen Himmel und Erde auf dem Stuttgarter Fernsehturm

44 Taufen zwischen Himmel und Erde auf dem Stuttgarter Fernsehturm

Stuttgart (epd). Trauungen hat der 1956 eingeweihte Stuttgarter Fernsehturm, das Wahrzeichen der Stadt, schon einige erlebt, doch ein Tauffest mit 44 Täuflingen aus dem ganzen Land war eine Premiere. Bis vom Bodensee waren die Tauffamilien nach Stuttgart gekommen, auf die stündlichen Kurzgottesdienste folgten am Samstag, dem Johannistag, die Auffahrten in 36 Sekunden auf 144 Meter Höhe. Für eine Taufe sei dies ein ungewöhnlicher Ort, sagte Ernst-Wilhelm Gohl, Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Doch der Ort zwischen Himmel und Erde sei „symbolisch gut gewählt“. Die Taufe sei ein „Zeichen, dass Gott uns annimmt, wie wir sind“.

Rund die Hälfte der jungen Täuflinge, die mit ihren Familien der Einladung der evangelischen Kirche in Stuttgart gefolgt waren, waren schon über sechs Jahre alt, zwei sogar schon erwachsen. Als erstes taufte der Stuttgarter Stadtdekan Søren Schwesig den kleinen Ben und die kleine Emily. Er ermunterte sie, jedes Jahr am 24. Juni die Taufkerze zu entzünden, sich an diese Taufe zu erinnern und daran, „dass Gott euch sagt, ich gehöre zu euch und werde immer bei euch sein“. Eine Taufe an einem solchen Ort sei auch für ihn etwas ganz Besonders, sagte Schwesig. Als seine beiden erwachsenen Töchter ausgezogen seien, habe er sich an deren Taufe und Gottes Zusage erinnert.

Gleich darauf taufte Landesbischof Gohl auf 144 Metern Höhe den kleinen Sion. Es sei ein Wunder, sagte Gohl, „dass dieser unfassbar große Gott sich uns zuwendet, jedem und jeder, und uns beim Namen ruft“. Einen kleinen Nachteil an diesem Taufort machte der Landesbischof ebenfalls aus: Leider sei es auf dem Fernsehturm nicht erlaubt, die Taufkerze anzuzünden, dies müsse am Boden nachgeholt werden.

Drei Täuflinge, darunter die neunjährige Anna und die zehnjährige Mathilda, hatten sich für eine Taufe mit Untertauchen im Pool entschieden. Dazu war am Fuße des Fernsehturms der mobile Pool aufgestellt, der sonst in der „KesselKirche Stuttgart“ zum Einsatz kommt. Am Morgen war die Feuerwehr aus Stuttgart-Sillenbuch angerückt, um ihn mit Wasser aus dem Hydranten zu befüllen. Die elektrische Heizung hatte daher nur wenig Zeit zum Wirken. Pfarrer Michl Krimmer war froh, sich nur dreimal ins 18 Grad Celsius kalte Wasser begeben zu müssen, aber tat es mit vollem Einsatz.