Berlin (epd). Zum Weltflüchtlingstag an diesem Dienstag warnen Hilfswerke vor steigendem Druck auf die fliehenden Menschen. Mit rund 110 Millionen Menschen seien weltweit so viele Frauen, Kinder und Männer auf der Flucht wie nie zuvor, betonten Diakonie Katastrophenhilfe und „Brot für die Welt“ am Montag in Berlin. Dabei würden die Fluchtrouten immer gefährlicher, wie das jüngste Bootsunglück vor Griechenland zeige. Zugleich reichten internationale Hilfen vor allem in armen Aufnahmeländern längst nicht mehr aus.
„Den Menschen gehen die Optionen verloren“, erklärte Dagmar Pruin, die Präsidentin der evangelischen Hilfswerke. „Diese unhaltbare Entwicklung beschneidet die Rechte und den Anspruch der Betroffenen auf Schutz und Hilfe.“ Die EU habe mit ihrer Asylrechtsreform einen Weg der Abschottung eingeschlagen. „Das ist nicht nur unmenschlich. Es verkennt zudem, dass die meisten Geflüchteten schon jetzt vor allem in armen Ländern Zuflucht suchen“, sagte Pruin. „Dort steigt der Druck durch unzureichende Versorgung.“ Kürzungen bei der humanitären Hilfe und der Entwicklungszusammenarbeit wären bei den derzeitigen Haushaltsverhandlungen deshalb das völlig falsche Signal.
In Bangladesch etwa, wo mehr als eine Million Rohingya-Flüchtlinge aus Myanmar leben, hätten die Vereinten Nationen ihre Nahrungsmittelhilfen seit März wegen Geldmangels um ein Drittel kürzen müssen, beklagten die Hilfswerke. Die Geflüchteten lebten unter immer menschenunwürdigeren Bedingungen. Kritisch sei auch die Lage im Tschad, wohin sich innerhalb weniger Wochen mehr als 115.000 Menschen vor der Gewalt im Sudan geflüchtet hätten. Diese Herausforderung könne der Tschad als eines der ärmsten Länder der Welt nicht alleine bewältigen. Bereits vor dem neuen Konflikt habe der Tschad rund 600.000 Geflüchtete aufgenommen, dennoch seien bis Juni erst zwölf Prozent der benötigten Gelder für internationale humanitäre Hilfe aufgebracht worden.
Laut dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR waren im Mai schätzungsweise 110 Millionen Kinder, Frauen und Männer auf der Flucht vor Verfolgung, Gewalt und Krieg. Für Ende 2022 nannte der jüngste UNHCR-Bericht 108,4 Millionen Menschen. Davon überquerten rund 35,3 Millionen Flüchtlinge auf der Suche nach Schutz eine internationale Grenze. Etwa 62,5 Millionen Menschen irrten dem Hilfswerk zufolge innerhalb ihrer Heimatländer als Binnenflüchtlinge umher. Zudem erfasste das UNHCR etwa 5,4 Millionen Asylbewerberinnen und -bewerber.