Osnabrück (epd). Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat Waffenlieferungen in die Ukraine gegen Kritik von leitenden Theologen verteidigt. Er könne den Menschen in der Ukraine nicht sagen, dass sie sich gewaltfrei gegen Drohnenangriffe und Raketen aus Russland wehren sollen, sagte Pistorius am Samstag in Osnabrück beim regionalen Ökumenischen Kirchentag. Dieser Krieg habe im russischen Präsidenten Putin einen eindeutigen Aggressor. „Putin hat keine Hemmungen, Menschen zu töten.“
Die evangelisch-reformierte Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden forderte, mehr zu differenzieren. Es sei wichtig, auch die zerstörerischen Folgen des Krieges und eines neuen Wettrüstens für die Ukraine selbst und beispielsweise für Länder in Afrika zu bedenken. Hass und Gewalt dürften nicht das letzte Wort haben. Wichtig seien Versöhnungsprozesse auch während des Krieges. Der katholische Ex-Generalvikar des Bistums Osnabrück, Theo Paul, warb ebenfalls dafür, sich nicht allein auf Waffengewalt und Waffenlieferungen einzulassen.
Pistorius entgegnete, er würde sich einen schnellen Weg zu Friedensverhandlungen wünschen. Den sehe er aber derzeit nicht. Die Entscheidung darüber, wann solche Verhandlungen aufgenommen werden könnten, treffe im Übrigen nur die Ukraine. „Das Streben nach Differenzierung von Dingen, die sonnenklar sind, verwischt die Verantwortlichkeiten.“
Der evangelische hannoversche Landesbischof Ralf Meister sagte, mitten im Krieg sei nicht die Zeit, Begriffe von Versöhnung und Vergebung in den Mund zu nehmen. „Wenn Menschen ihr Land verteidigen wollen, muss ich ihnen das zugestehen und ihnen die Hilfe geben, dass sie das tun können.“ Rechtserhaltende Gewalt sei unter bestimmten Bedingungen notwendig.