Frankfurt a.M., Brüssel (epd). Die Migration über das zentrale Mittelmeer ist laut der EU-Grenzschutzagentur Frontex deutlich gestiegen. In den ersten fünf Monaten des Jahres habe sich die Zahl der erfassten illegalen Einreisen in die EU über diesen Weg mehr als verdoppelt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, teilte Frontex am Freitag mit. Das zentrale Mittelmeer bleibe damit die Hauptroute für Migrantinnen und Migranten in die Europäische Union.
Demnach registrierten die nationalen Behörden von Januar bis Mai mehr als 50.300 Menschen, die ohne entsprechende Papiere über diesen Weg die EU erreicht haben, ein Anstieg um 160 Prozent zu 2022. Sie machten fast die Hälfte aller irregulären Einreisen in diesem Jahr aus und stellten die höchste erfasste Zahl seit 2017 dar, teilte Frontex mit. Die meisten Menschen stammten von der Elfenbeinküste (Cote d'Ivoire), aus Ägypten und Guinea.
Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) ist das Mittelmeer zudem eine der gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Demnach kamen in diesem Jahr bei der Überquerung bislang etwa 1.300 Menschen ums Leben oder werden vermisst. Menschenrechts- und Seenotrettungsorganisationen machen Frontex für das Leid auf dem Mittelmeer mitverantwortlich.
Insgesamt wurden Frontex zufolge 102.000 Überquerungen der EU-Außengrenzen ohne entsprechende Erlaubnis dokumentiert, ein Zuwachs um zwölf Prozent im Vergleich zu Januar bis Mai 2022. Außer über das zentrale Mittelmeer seien die Zahlen erfasster irregulärer Einreisen zurückgegangen. Die zweitwichtigste Route ist demnach über die westlichen Balkanländer, wo mehr als 30.700 Menschen vornehmlich ohne Einreisepapiere aus Syrien, Afghanistan und der Türkei aufgegriffen wurden, ein Rückgang um 25 Prozent.
Am stärksten (47 Prozent) ging demnach die Migration über Westafrika zurück. Das liege vor allem an langen Phasen mit schlechtem Wetter. Ein Anstieg bei der Aktivität von Menschenschmugglern in der Region sei jedoch für die kommenden Monate zu erwarten.