Berlin (epd). Die Kinder- und Jugendärzte sehen die zukünftige medizinische Versorgung ihre jungen Patientinnen und Patienten massiv gefährdet. Zwar sei die Bezahlung bereits verbessert worden, aber der Personalmangel spitze sich weiter zu, sagte der Präsident des deutschen Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach, am Freitag in Berlin. Die Kinder- und Jugendärzte seien im Durchschnitt 57 Jahre alt. Ein Viertel von ihnen gehe in den nächsten Jahren in Rente, warnte der Mediziner bei der 52. Jahresversammlung des Verbandes.
Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) angekündigte Aussetzung der Budgets sei ein guter und richtiger Ansatz, sagte Fischbach weiter. Damit werde künftig jede Leistung auch zu festen Preisen bezahlt. Dennoch gebe es eine Unterversorgung im stationären und ambulanten Bereich. „Wir befürchten, dass es zum Tagesgeschäft werden wird, dass Praxen keine neuen Patienten mehr aufnehmen können“, sagte der Verbandspräsident. Niedergelassene Kolleginnen und Kollegen fänden kaum Praxisnachfolger.
Medizinische Fachangestellte (MFA) würden ebenfsalls händeringend gesucht. Aus dem Grund hat der BVKJ eine Kampagne ins Leben gerufen, die eine gesellschaftliche Wertschätzung für diesen Beruf ausdrücken und neue „Heldinnen und Helden der Zukunft“ gewinnen soll, wie es hieß. Die nichtärztlichen Beschäftigten in den Praxen müssten die gleichen Gehaltssteigerungen erhalten wie ihre Kolleginnen und Kollegen in den Kliniken, lautet eine Forderung des Berufsverbandes, dem nach eigenen Angaben rund 11.500 Mitglieder aus Praxen, Kliniken und dem öffentlichen Gesundheitswesen angehören.
Der BVKJ beklagte zudem eine zunehmende Bürokratisierung. Durch Antworten auf unnötige Anfragen von Behörden und Rückforderungen der Kassen wegen geringer Beträge gehe wertvolle Zeit für die medizinische Versorgung verloren, sagte Fischbach.