Frankfurt a.M., Athen (epd). Nach dem Schiffsunglück vor der griechischen Küste mit vermutlich Hunderten Toten sollen die festgenommenen Angehörigen der Besatzung bis Montag eine Aussage machen. Die neun Männer, die nach Medienberichten aus Ägypten stammen, würden des Schleusertums verdächtigt und wegen der Bildung einer kriminellen Organisation angeklagt, berichtete die griechische Zeitung „Kathimerini“ am Freitag in ihrer Online-Ausgabe. Sie hätten um Zeit bis Montag gebeten, um ihre Aussage vorzubereiten.
Das Flüchtlingsboot mit bis zu 750 Insassen war am Mittwoch westlich der Halbinsel Peloponnes gekentert. Etwa 100 Überlebende wurden gerettet und bislang rund 80 Leichen geborgen. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) war es das schwerste Bootsunglück vor der griechischen Küste. Acht des Festgenommenen befinden sich dem Bericht zufolge in der Polizeistation der Hafenstadt Kalamata, einer im lokalen Krankenhaus.
Nach Aussagen des Chefs der EU-Grenzschutzagentur Frontex, Hans Leijtens, wusste seine Behörde seit Dienstag von dem Boot. Frontex habe es den griechischen Behörden gemeldet, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“. Die Notfall-Hotline für Geflüchtete Alarm Phone erhielt nach eigenen Angaben am Dienstag einen Notruf von dem Boot und leitete die Informationen ebenfalls an die griechische Küstenwache.
Menschenrechts- und Seenotrettungsorganisationen machen die EU und ihre Abschottungspolitik mitverantwortlich für den Tod der Menschen. Tausende Menschen gingen in Athen auf die Straße, um gegen die griechische und europäische Flüchtlingspolitik zu demonstrieren.