Frankfurt a.M., Tallinn (epd). Der Ukraine-Krieg ist ein Schwerpunkt auf der seit Donnerstag in Tallinn tagenden Konferenz Europäischer Kirchen (KEK). Die bis 20. Juni stattfindende Vollversammlung in der estländischen Hauptstadt wolle nach Wegen zur Überwindung der Gewalt suchen, teilten die Veranstalter mit. Das internationale Treffen finde in einer Zeit des weltweiten Wandels und der Umbrüche statt, die nicht immer „zum Besseren“ führten, sagte der anglikanische Bischof Nick Baines (Leeds) von der Kirche von England auf der Eröffnungspressekonferenz.
Die Konferenz Europäischer Kirchen repräsentiert 113 orthodoxe, protestantische, anglikanische und altkatholische Kirchen aus ganz Europa, darunter die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Die KEK sei ein wichtiger ökumenischer Dialogpartner gegenüber den europäischen Institutionen, sagte die EKD-Vertreterin Lea Schlenker. Die KEK suche nach „theologisch fundierten politischen Antworten“ auf die aktuellen Herausforderungen. Die Tagung in Tallin sei daher ein „ökumenisches Experiment“, so Schlenker auf der alle fünf Jahre stattfindenden Vollversammlung.
Der britische Bischof Baines fügte hinzu, es sei kein naives Anliegen, wenn die Konferenz Europäischer Kirchen in Zeiten des Krieges und der Bombardements für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung eintrete: „Wir leben nicht in einer Fantasiewelt“, sagte Baines, seit 2014 Mitglied des Oberhauses des britischen Parlaments (House of Lords), in Tallinn vor Journalisten. Frieden und Versöhnung habe erhebliche Kosten und benötige immense Anstrengungen. Dessen sei man sich bewusst.
Zur Aufnahme der vom Moskauer Patriarchat unabhängigen Orthodoxen Kirche der Ukraine (UOK) in die KEK sagte Baines dem Evangelischen Pressedienst (epd), der KEK-Vorstand habe den Antrag auf eine Aufnahme angenommen. Aber das alles benötige Zeit. Zurzeit ist nur eine reformierte Kirche aus der Ukraine KEK-Mitglied. Die Russische Orthodoxe Kirche lässt seit 2009 ihre Mitgliedschaft ruhen. Hintergrund sind innerorthodoxe Streitigkeiten.
Estland sei ein Land, das Brücken zwischen Süden und Norden, zwischen Osten und Westen bauen wolle, sagte Pfarrerin Triin Käpp von der gastgebenden Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche. Das Motto der KEK-Vollversammlung in Estland lautet „Under God's blessing - shaping the FUTURE“ („Unter Gottes Segen - die ZUKUNFT gestalten“). Die vorige Vollversammlung fand 2018 im serbischen Novi Sad statt.
Gegründet wurde die Konferenz Europäischer Kirchen 1959 von Christen aus Ost- und Westeuropa im dänischen Nyborg Strand. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied des Kirchenbundes. Allerdings arbeiten KEK und der katholische Rat der Europäischen Bischofskonferenzen eng zusammen.