Hildesheim (epd). Die Hildesheimer Forscherin Birgit Franz sieht in einer klugen Mehrfachbelegung von Kirchen auch im ländlichen Raum eine große Zukunftschance. „Eine erweiterte Nutzung von der Kirchengemeinde gemeinsam mit weiteren Partnern ist vielerorts ein gutes Mittel, um die Gotteshäuser besser auszulasten“, sagte die Professorin für Denkmalpflege und Bauwerkserhaltung im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Bedingt durch Mitgliederschwund werden evangelische Kirchengemeinden in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zunehmend vor die Frage gestellt, wie sie ihre Kirchen sinnvoll nutzen können.
Sollte es nicht gelingen, die Gebäude zu bewirtschaften, drohe im schlimmsten Fall durch einen Abriss ein Teil der Kulturlandschaft unwiederbringlich zu verschwinden, warnte Franz. Die kirchlichen Gemeinden dürften sich daher neuen Ideen und Wegen nicht verschließen und müssten zur Öffnung in die weltliche Gemeinde bereit sein.
Für erweiterte Nutzungen gebe es viele Beispiele, betonte die Expertin: „Beliebt und weit verbreitet sind Kulturkirchen. Und Kolumbarienkirchen sind bereits vielerorts zu finden.“ Doch werden die Ideen über das inzwischen gewohnte hinausgehen müssen, betonte Franz. „Es gibt erste Herbergskirchen, Gotteshäuser, in denen übernachtet werden kann. Auch Kirchenbereiche als Co-Working-Orte sind denkbar - also als zeitlich begrenzt zu mietende Arbeitsstätten. Und nicht zuletzt ist es auch möglich, in einem Kirchengebäude bestimmte Sportangebote anzubieten.“
Damit ein solches Projekt gelingen könne, sei es wichtig, den Dialog zu suchen. Benachbarte Ortsgemeinden und Regionen müssten sich gut miteinander vernetzen und im Gespräch bleiben. Zugleich müssten Kirchengemeinden mit den Kommunen in Kontakt kommen und unbedingt frühzeitig die säkulare Bürgerschaft und die regionale Wirtschaft einbinden. Von den jeweiligen Landeskirchen sollte die nötige Expertise und eine Moderation bereitgestellt werden.