Berlin (epd). Die Ökumenische Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche befürchtet durch die geplante Reform des EU-Asylsystems eine längere Verweildauer im Kirchenasyl. „De facto würden sich dadurch die Kapazitäten für Kirchenasyl stark reduzieren“, erklärte die Vorstandsvorsitzende und Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche, Pastorin Dietlind Jochims, am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Anfrage.
In den Plänen der EU-Kommission sei die Rede von einer Verlängerung der bisherigen Dublin-Überstellungsfrist auf zwölf Monate, sagte sie. Bislang hat ein EU-Staat sechs Monate Zeit, um einen Asylbewerber in das EU-Land zu überstellen, in das er zuerst eingereist ist. Beim Vorwurf des Untertauchens würden nach den aktuellen Plänen aus den bisher 18 Monaten bis zu 3 Jahre, erläuterte Jochims. Für die Kirchenasyl-Praxis bedeute das „eine viel längere potenzielle Verweildauer im Kirchenasyl.“
„Was uns viel mehr beunruhigt, ist die zunehmende Brutalisierung des Europäischen Grenzregimes insgesamt“, fügte Jochims hinzu. Die knapp 700 Menschen, die derzeit bundesweit im Kirchenasyl Schutz finden, berichteten der Arbeitsgemeinschaft, wie die Lage an den EU-Außengrenzen bereits jetzt aussieht. „Wir haben die Spuren der Hundebisse, die Narben von Schlägen der Grenzpolizei gesehen. Wir hören die Geschichten von den gewalttätigen Pushbacks“, sagte die Hamburger Pastorin.
Die Unmenschlichkeit und traumatisierende Behandlung von Menschen auf der Flucht würden bei Umsetzung der Pläne der EU-Kommission noch verstärkt. „Das bereitet uns große Sorge“, betont die Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche.
Die Ökumenische Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche ist der organisatorische Zusammenschluss der Kirchenasylbewegung in Deutschland. In ihr haben sich nach eigenen Angaben bundesweit die Ländernetzwerke der evangelischen, katholischen und freikirchlichen Kirchengemeinden zusammengeschlossen, die bereit sind, Kirchenasyl zu gewähren.