Nürnberg (epd). Mit Aufrufen zu entschlossenem Handeln und Zuversicht in einer Zeit der Krisen ist am Sonntag der evangelische Kirchentag in Nürnberg zu Ende gegangen. „Nicht warten, sondern machen“, sagte Kirchentagspräsident Thomas de Maizière im Abschlussgottesdienst. Der Pastor Quinton Ceasar forderte in seiner Predigt mehr Engagement beim Klimaschutz, gegen Rassismus und für gesellschaftlichen Zusammenhalt.
„Wir leben in Zeiten erschütterter Gewissheiten“, sagte de Maizière und verwies unter anderem auf die Stichworte Schöpfung, Frieden, Verteilungsgerechtigkeit, künstliche Intelligenz und Anfechtungen der Demokratie. Die Zeiten seien schwierig, trotzdem müsse man zuversichtlich sein, sagte der frühere Bundesverteidigungs- und -innenminister im Gottesdienst auf dem Nürnberger Hauptmarkt. Dorthin sowie zu weiteren Plätzen in der Altstadt mit einem anderen Gottesdienst und einer Übertragung vom Hauptmarkt waren nach Angaben des Kirchentags bei sonnigem Wetter rund 25.000 Menschen gekommen.
Abschlussprediger Ceasar formulierte Ungeduld angesichts der Herausforderungen: „Wir können nicht warten“, sagte er. Wenn Jesus sage „Jetzt ist die Zeit“, rufe er zur Veränderung auf, „zu mutigen Entscheidungen, die wirklich Veränderung bewirken“, sagte der Pastor in Anspielung auf die Kirchentagslosung „Jetzt ist die Zeit“.
Ceasar forderte Solidarität mit angefeindeten Homosexuellen, Flüchtlingen und Klimaaktivisten. „Wir sind alle die 'Letzte Generation'“, sagte er unter großem Applaus der Besucherinnen und Besucher. Zugleich empfahl er, sich an die Liebe Gottes zu „kleben“.
Seit Mittwoch fanden beim Nürnberger Kirchentag Podiumsdiskussionen zu aktuellen politischen Themen statt. Zu Gast waren unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und der CDU-Parteivorsitzende Friedrich Merz. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) diskutierte mit einer Vertreterin der Klimabewegung „Letzte Generation“.
Neben kontroversen Diskussionen über Klimaschutzmaßnahmen, die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine und die geplanten Verschärfungen im europäischen Asylrecht gab es im Programm zahlreiche spirituelle und kulturelle Veranstaltungen. Mehr als 2.000 Punkte umfasste das Programm.
Der Deutsche Evangelischer Kirchentag findet in der Regel alle zwei Jahre an einem anderen Ort statt. 2025 wird die Stadt Hannover Gastgeberin für die 39. Auflage des Christentreffens sein.