Nürnberg (epd). Die evangelische Hochschulpfarrerin Kerstin Söderblom hat beim Deutschen Evangelischen Kirchentag am Samstag in Nürnberg von der evangelischen Kirche gefordert, „queersensible Seelsorge“ zu stärken und sichtbarer zu machen. Bis heute würden immer noch queere Menschen in Gemeinden Hilfe suchen, die mit Verletzungen und Mobbing Erfahrungen gemacht hätten, sagte die Mainzer Pfarrerin bei einem Podium im „Zentrum Geschlechterwelten und Regenbogen“. „Es muss deutlich werden, dass sie bei uns sichere Orte bekommen“, sagte Söderblom.
Die evangelische Kirche sei nicht so weit, dass queere Menschen an die Türen der Pfarrämter klopfen könnten, sagte die Influencerin, Videobloggerin und Pfarrerin Ellen Radtke. Menschen hätten dort „krasse“ Erfahrungen gemacht. „Der Satz 'Alle sind willkommen' ist eine der größten Lügen der evangelischen Kirche“, sagte Radtke. Pfarrerin Mareike Gintzel aus Witten, LGBTQ+-Beauftragte ihres Dekanats, appellierte an die Zuhörerinnen und Zuhörer, in den Gemeinden auf alltägliche Diskriminierungen etwa bei Formularen oder Teilnehmerlisten zu achten.
Gintzel kritisierte, dass es in verschiedenen Landeskirchen Pfarrerinnen und Pfarrer ablehnen dürfen, homosexuelle Paare zu trauen, wenn sie eine solche kirchliche Handlung nicht mit ihrem Bibelverständnis vereinbaren könnten. Solche Gewissensvorbehalte gehörten auf den Prüfstand, forderte Ellen Radtke: „Das fügt anderen Menschen Verletzungen zu und führt diese Menschen weit weg von Gott.“