Nürnberg (epd). Religion kann nach Ansicht des Limburger Bischofs Georg Bätzing eine Antwort auf die Zeitknappheit und Entfremdung in modernen westlichen Gesellschaften sein. Religion biete eine Alternative zur rein wirtschaftlichen Sichtweise auf das Leben, sagte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz am Samstag in einer Bibelarbeit auf dem evangelischen Kirchentag in Nürnberg in der Kirche St. Sebald. Das christliche Kirchenjahr etwa habe eine andere „Konzeption von Zeit als unser Konzept von Zeit als ökonomischer Ressource“.
Religion könne daran erinnern, „dass eine andere Weltbeziehung als die steigerungsorientierte, auf Verfügbarmachung zielende möglich ist“, sagte Bätzing unter Bezug auf den Soziologen Hartmut Rosa. Dieser habe in den vergangenen Jahren mit seinen Theorien zur Beschleunigung, Entfremdung und Resonanz eine „treffende Zeitanalyse“ geliefert, erklärte Bischof Bätzing.
Religion könne das Leben verwandeln, entschleunigen sowie neue Räume und ein neues Zeitgefühl erschließen, fügte Bätzing hinzu. Sinnbild dafür sei das in der Bibel beschriebene Reich Gottes, sagte Bätzing in einer Auslegung einer Textstelle aus dem Lukasevangelium. Der 38. Deutsche Evangelische Kirchentag geht an diesem Sonntag zu Ende.