Nairobi, Addis Abeba (epd). Das Welternährungsprogramm (WFP) stellt vorübergehend seine Nahrungsmittelverteilungen in ganz Äthiopien ein. Anfang Mai hatte das WFP bereits die Essensausgaben in der nördlichen Region Tigray eingestellt. Zuvor war bekannt geworden, dass Hilfsgüter in großen Stil verkauft worden waren, anstatt an kostenlos an Bedürftige verteilt zu werden. Am Freitag erklärte WFP-Direktorin Cindy McCain, das WFP bemühe sich, die Arbeit so schnell wie möglich wieder aufzunehmen und sicherzustellen, dass die Nahrungsmittel die Menschen erreichen, die sie am dringendsten brauchen.
20 Millionen Menschen in Äthiopien haben nicht genug zu essen und sind auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen, auch wegen der seit fünf Jahren anhaltenden Dürre am Horn von Afrika. Der Entscheidung des WFP ging eine gemeinsame Erklärung der US-amerikanischen Hilfsorganisation USAID und der äthiopischen Regierung voraus, die gemeinsam die Vorfälle aufklären wollen, bevor USAID wieder Essen verteilt.
Das WFP erklärte, seine Programme für mangelernährte Kinder, schwangere und stillende Frauen, sowie Schulspeisungen weiterhin umzusetzen. Gleichzeitig arbeite man daran, die Verteilung von Lebensmitteln in Zukunft besser nachzuverfolgen und zu kontrollieren. Dafür soll zum Beispiel direkter mit den betroffenen Gemeinschaften zusammengearbeitet werden. Dabei soll Technik eingesetzt werden, um die Identität der Bedürftigen festzustellen und die Auslieferung bis in die Familien nachverfolgen zu können.
„Wir müssen zusammenarbeiten, um daraus zu lernen und zu verhindern, dass so etwas in Zukunft wieder passiert“, sagt McCain. Das WFP erhielt 2020 für seine Arbeit den Friedensnobelpreis erhielt. In den vergangenen Jahrzehnten gab es zugleich immer wieder Missbrauchs- und Korruptionsvorwürfe bei der Verteilung der lebenswichtigen Nahrungsmittelhilfen.