Ozeanforscher Latif: Zustand der Meere ist "besorgniserregend"

Ozeanforscher Latif: Zustand der Meere ist "besorgniserregend"

Passau, Kiel (epd). Der Klimaforscher und Ozeanograph Mojib Latif hält den Zustand der Meere für besorgniserregend. „Es steht eine der fundamentalen Säulen der Welternährung auf dem Spiel“, sagte der Wissenschaftler von der Christian-Albrechts-Universität und dem Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel im Interview mit der Mediengruppe Bayern (Donnerstag) anlässlich des Welttages der Ozeane am 8. Juni. Überfischung, Plastikverschmutzung und Erwärmung bedrohten die Weltmeere.

Außerdem sinke der Sauerstoffgehalt in den Meeren. Die CO2-Aufnahme führe zur Versauerung des Meerwassers, worunter kalkbildende Organismen litten. Alle Stressfaktoren zusammen könnten schon in den nächsten Jahren zu dramatischen Auswirkungen führen. „Wir spielen Russisch Roulette mit den Meeren.“

Beim Meeresschutz funktioniere ebenso wie beim Klimaschutz und der Waldzerstörung die internationale Zusammenarbeit nicht, kritisierte Latif, der auch Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg ist. „Die Plastiklobby verhindert einen ambitionierten Meeresschutz, genauso wie die Fischereilobby oder die fossile Lobby. Wir kommen beim Meeresschutz kaum voran“. Nationale und kurzfristige ökonomische Interessen dominierten, es gebe zwar einige internationale Abkommen, die aber nicht verbindlich seien. „Viele Politikerinnen und Politiker scheinen die Langfristigkeit der Probleme nicht zu verstehen.“

Dringenden Bedarf sieht Latif bei der Aufstockung der Mittel, die zum Schutz der Meere zur Verfügung gestellt werden. Die bei der Konferenz „Our Ocean“ im März 2023 eingesammelten 20 Milliarden Dollar bezeichnete der Experte als „lächerlich wenig, wenn man es an der Bedeutung der Ozeane misst oder mit dem Sondervermögen für die Bundeswehr in Höhe von 100 Milliarden Euro vergleicht“. Latif forderte, dass die Meere „endlich einen angemessenen Wert bekommen“ und mehr Schutzzonen. Etwa 30 Prozent der gesamten Meere müssten bis 2030 zu Schutzzonen erklärt werden, noch seien es weniger als zehn Prozent, unterstrich der Klima- und Ozeanforscher.