Nairobi, Khartum (epd). Mindestens zehn Flüchtlinge sind bei einem Angriff in der sudanesischen Hauptstadt Khartum getötet worden. Das erklärte UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi am Dienstag, ohne weitere Details zu den Umständen zu geben. Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR versuche momentan, Überlebenden zu helfen. Khartum ist besonders umkämpft im seit April eskalierten Konflikt zwischen der Armee und den paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF), bei dem hunderte Menschen getötet und über eine Million vertrieben wurden.
Laut UN-Prognosen könnte die Zahl der sudanesischen Flüchtlinge in den Nachbarländern in den kommenden Wochen auf 800.000 ansteigen. „Die Zivilbevölkerung ist in Gefahr“, schrieb Grandi auf Twitter. „Wenn Leben gerettet und Hilfe geleistet werden soll, müssen die Waffen zum Schweigen gebracht werden.“ Etwa 150.000 Flüchtlinge, die im Sudan Schutz gesucht hatten, sind aktuell in Khartum auf sich alleine gestellt. Anfang des Monats wurden Büros und Lager des UNHCR in Khartum und der Stadt Al-Ubayyid geplündert.
Seit Beginn der Gewalteskalation hat es verschiedene Vereinbarungen für Feuerpausen gegeben, die jedoch von beiden Parteien gebrochen wurden. Die bislang letzte Waffenruhe lief am Samstagabend aus. Die von den USA und Saudi-Arabien moderierten Verhandlungen zwischen Armee und RSF in der saudi-arabischen Stadt Dschidda sind vorerst ausgesetzt, doch Vermittler sind laut der US-Botschaft in Khartum weiter im Gespräch mit allen Beteiligten.
Derweil werden Hilfsorganisationen immer wieder an ihrer Arbeit gehindert und angegriffen, obwohl beide Konfliktparteien humanitäre Feuerpausen zugesichert haben. Nach Einschätzung der sudanesischen Analystin Kholood Khair wird in Khartum eine Offensive der Armee erwartet, mit der das Militär die von den RSF besetzten Stadtteile zurückerobern will. Anwohner berichten in sozialen Netzwerken seit dem Wochenende von intensivierten Kampfhandlungen in der Hauptstadt.