Leipzig (epd). Wie von Sicherheitsbehörden befürchtet ist es am Wochenende in Leipzig zu schweren Krawallen linksradikaler Gruppen gekommen. Nach dem Urteil gegen Lina E. wegen linksextremistischer Gewalttaten hatte die linke Szene bundesweit für Samstag zu einem „Tag X“ in die sächsische Stadt mobilisiert. Trotz eines von der Stadt verhängten Demonstrationsverbots kam es im Süden der Stadt zu massiven Auseinandersetzungen zwischen Linksautonomen und der Polizei. Schwerpunkt war der Stadtteil Connewitz. Für Sonntagabend wurde zu einer weiteren Demonstration gegen Polizeigewalt in Connewitz aufgerufen.
In den Nächten zu Samstag und Sonntag griffen Hunderte Vermummte Polizisten mit Flaschen, Steinen und Pyrotechnik an, errichten Barrikaden und zündeten sie an. Zudem attackierten sie ein Polizeirevier in Connewitz. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz und setzte Räumpanzer und Wasserwerfer ein. Über der Stadt kreisten Polizeihubschrauber.
Am Samstagabend kesselten Einsatzkräfte zudem eine Demonstration von mehr als 1.000 Menschen stundenlang ein und nahmen ihre Personalien auf. Die letzte Identität sei am Sonntagmorgen kurz nach fünf Uhr festgestellt worden, hieß es von der Polizei Sachsen.
Nach Angaben der Polizei Sachsen vom Sonntag wurden bei den Ausschreitungen rund zwei Dutzend Polizeibeamte verletzt, zwei davon seien nicht mehr dienstfähig gewesen. Zahlreiche Einsatzfahrzeuge wurden beschädigt. Mindestens fünf Haftbefehle wurden erlassen. Den Männern im Alter zwischen 20 und 32 Jahren werde Landfriedensbruch vorgeworfen, hieß es auf Twitter.
Zudem wurde laut Polizei mindestens ein Medienvertreter durch einen Unbekannten angegriffen. Dabei soll es sich um einen freien Fotografen handeln, der unter anderem für die „Bild“ arbeitet.
Unterstützung erhielt die sächsische Polizei von Einsatzkräften aus zwölf Bundesländern und der Bundespolizei. Am Samstag vor Ort waren zudem der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer und Innenminister Armin Schuster (CDU).
Die Stadt Leipzig hatte die „Tag X“-Demonstration mit der Begründung verboten, dass ein unfriedlicher Verlauf zu befürchten sei. Das Verbot wurde später von mehreren Gerichten bestätigt.
Kritik an dem Polizeieinsatz kam unter anderen von den Linken. Der sächsische Landtagsabgeordnete Marco Böhme twitterte, die Polizei habe die Lage durch das Verbot eskalieren lassen. Zudem kritisierte er die stundenlange Einkesselung von Demonstranten.
Die 28-jährige Lina E. war am Mittwoch vom Oberlandesgericht Dresden wegen Gewalttaten gegen Neonazis zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden, war aber zunächst auf freien Fuß gesetzt worden. Drei weitere Mitangeklagte erhielten ebenfalls Haftstrafen.