Düsseldorf (epd). Am „Tag der Organspende“ haben Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Samstag in Düsseldorf Organspender gewürdigt. Um die Zahl der Organspenden zu erhöhen, warb Lauterbach warb erneut für eine Widerspruchslösung. Patientenschützer halten das für den falschen Weg.
Lauterbach erklärte: „Organspenden retten Leben, möglicherweise auch einmal das Ihrer Angehörigen, Freunde oder sogar Ihr eigenes.“ Es könnten so viele mehr Menschen sein, die mit einem gespendeten Organ lebten. „Wir brauchen die Widerspruchslösung“, unterstrich Lauterbach. Kein Kind solle Jahre bangen müssen, ob es selbst oder die Mutter überlebe. Bei der Widerspruchslösung wird jeder potenzieller Organspender, solange er nicht widerspricht.
Bei der Aktion „Geschenkte Lebensjahre“ mit Transplantierten kamen auf dem Düsseldorfer Schadowplatz 607 Jahre zusammen, wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation auf Twitter erklärte. Bei der Aktion präsentieren die teilnehmenden Transplantierten in Düsseldorf Plakate mit der Anzahl der Lebensjahre, die ihnen durch eine Transplantation zusätzlich geschenkt wurden. Schirmherr ist der Bundesgesundheitsminister.
Der Aktionstag, der von Lauterbach und Laumann auf dem Düsseldorfer Schadowplatz eröffnet wurde, stand in diesem Jahr unter dem Motto „Zeit, Zeichen zu setzen“. Er fand zum 41. Mal statt.
Auch bei einem ökumenischen Gottesdienst zum Auftakt des Aktionstages stand die Organspende im Mittelpunkt. Organspender seien Lebensretter, sagte der katholische Klinikseelsorger Klaus Schäfer laut Redetext in der katholischen Kirche St. Lambertus. Wenn mit dem Hirntod das eigene Leben zu Ende sei, mache es Sinn, mit einem „Ja“ zur Organspende den Organpatienten neues Leben zu schenken.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte hingegen die von Lauterbach befürwortete Widerspruchslösung. Es habe gute Gründe gegeben, dass die Widerspruchslösung von der Mehrheit des Bundestages bereits abgelehnt worden sei, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Samstag.
Stattdessen müssten Bund, Länder und Kommunen, das Gesetz zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende unverzüglich umsetzen, mahnte Brysch. „Das schon jahrelang andauernde Politikversagen bei der Organspende muss jetzt ein Ende haben“, erklärte er. Die beschlossenen Instrumente müssten endlich den Menschen flächendeckend zur Verfügung stehen und funktionieren. Bis heute gebe es weder ein zentrales Onlineregister noch funktioniere die Einholung der Willenserklärungen bei den Bürgerämtern.
Laut einer Versichertenbefragung der Krankenkasse Barmer ist die Zahl der Menschen, die zu einer Organspende bereit sind, leicht gestiegen. Demnach liegt der Anteil der Menschen, die „bestimmt“ zu einer Organspende nach ihrem Tod bereit wären, bei 39 Prozent. 2022 erklärten nur 34 Prozent ihre volle Zustimmung. An der Befragung, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt, beteiligten sich rund 1.000 Versicherte im Alter von 16 bis 64 Jahren. Kaum gewachsen ist laut der Umfrage der Anteil der Versicherten mit einem Organspendeausweis.