Leipzig (epd). Bei Protesten nach dem Urteil gegen die mutmaßliche Linksextremistin Lina E. sind am Mittwochabend in Leipzig Polizisten massiv angegriffen worden. Der Pilot eines Polizeihubschraubers sei mit einem grünen Laserstrahl geblendet worden, teilte die Polizeidirektion Leipzig am Donnerstag mit. Er habe abdrehen müssen. Ermittelt werde gegen Unbekannt wegen eines gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr.
Zudem seien bei den Demonstrationen im Stadtgebiet unter anderem Flaschen, Steine und Pyrotechnik in Richtung der Einsatzkräfte geworfen worden. Der Versuch, Barrikaden zu errichten, sei durch Beamtinnen und Beamte unterbunden worden. Zwei Tatverdächtige seien nach einer versuchten gefährlichen Körperverletzung durch Steinwürfe auf Polizeibeamte gestellt worden, hieß es. Vier Beamte wurden leicht verletzt.
Die Versammlungsbehörde hatte zuvor entschieden, dass die Demonstration der „Antifaschistischen Vernetzung Leipzig“ nur stationär und nicht als Aufzug stattfinden darf. Laut Polizei waren die Teilnehmenden teilweise vermummt, einige hätten sogenannte Schutzbewaffnung wie spezielle Handschuhe mitgeführt. Zudem sei die angezeigte Teilnehmerzahl von 150 weit überschritten worden. Laut Polizei beteiligten sich etwa 800 Personen an der Versammlung.
Im Leipziger Stadtteil Connewitz setzten den Angaben zufolge Unbekannte einen Glascontainer in Brand. Darüber hinaus seien drei Tatverdächtige nach einem Autobrand wegen des Verdachtes einer Brandstiftung vorläufig festgenommen worden.
Die in Leipzig wohnhafte Studentin Lina E. war am Mittwoch vor dem Oberlandesgericht Dresden unter anderem wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung zu fünf Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden. Sie kann unter Auflagen vorerst auf freien Fuß bleiben - bis das Urteil rechtskräftig ist. Mit Lina E. wurden in Dresden auch drei Männer zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) verurteilte bundesweite Ausschreitungen aus der linksextremistischen Szene in Folge des Gerichtsurteils. Die Reaktionen seien „in höchstem Maße besorgniserregend“, erklärte der GdP-Bundesvorsitzende Jochen Kopelke. Die Hemmschwelle zur Gewalt habe ein neues Tief erreicht. Die massiven Angriffe würden gezielt auf den Rechtsstaat und die Polizei verübt. Mit der Ankündigung eines Tag X baue die linksextreme Szene zudem bewusst eine Drohkulisse auf und schüchtere ein.
Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) kritisierte die Aktionen scharf: „Einen Hubschrauberpiloten mit einem Laserpointer anzustrahlen, sodass der abdrehen muss, weil er sich sonst selbst gefährdet - das sind Dinge, die überschreiten jede Grenze“, sagte Schuster dem MDR. Für Samstag sind weitere Proteste der linken Szene in Leipzig angekündigt. Die Versammlungsbehörde der Stadt will am Freitag Details zu geplanten Demonstrationen bekannt geben. Insgesamt wurden laut Polizei knapp ein Dutzend Straftaten bei dem Einsatz am Mittwochabend in Leipzig registriert.