"Tote Kinder haben keine Lobby, es gibt eine hohe Berührungsangst bei dem Thema", sagte die Bundesvorsitzende Petra Hohn am Freitag in Leipzig dem Evangelischen Pressedienst (epd) zum 15-jährigen Bestehen des Verbandes.
Dies zeige sich zum Beispiel an dem geringen Budget der Krankenkassen, das dem Verband für die Arbeit zur Verfügung stehe. Auch das Spendenaufkommen sei gering. "Wir werden nicht ernst genommen", sagte Hohn. Um eine kontinuierliche Arbeit der Geschäftsstelle in Leipzig zu gewährleisten, sind nach ihren Schätzungen rund 50.000 Euro im Jahr notwendig.
Eigene Betroffenheit reicht nicht aus
Laut Bundesverband sterben jedes Jahr etwa 20.000 Kinder und junge Erwachsene durch Krankheiten, Unfälle, Gewaltverbrechen oder Suizid. Die Anzahl der trauernden Angehörigen ist um ein Vielfaches höher. "Wir haben allein im vergangenen Jahr rund 65.000 Menschen betreut", sagte Hohn. Das bundesweite Netzwerk umfasst etwa 500 Selbsthilfe-Gruppen, in denen sich rund 5.000 Ehrenamtliche engagieren. So gibt es in jedem Bundesland mindest eine Anlaufstelle.
Die Hauptaufgaben des Verbandes lägen in der Vernetzung und Aufklärung, erklärte Hohn. So vermittelt die Einrichtung betroffene Eltern an die Regionalgruppen weiter. Außerdem erhalten sie ein "Erstpaket" mit tröstenden Texten.
Der Bundesverband biete zudem Qualifizierungen an, zum Beispiel für Trauerbegleiter. Eigene Betroffenheit reiche nicht aus. "Es geht auch darum, eine innere Stabilität und Klarheit zu erreichen", sagte Hohn.
"Menschen wieder in die Gesellschaft integrieren"
In der Arbeit sei es auch wichtig zu differenzieren, ob ein Geschwisterkind, ein Eltern- oder ein Großelternteil trauert. "Geschwister sind meist doppelte Verlierer, denn sie haben ihren Bruder oder ihre Schwester verloren und müssen gleichzeitig dabei zusehen, wie ihre Eltern leiden", sagte sie. Auch die Trauer bei Männern und Frauen äußere sich unterschiedlich. Dies zeige sich etwa darin, dass die Selbsthilfe-Gruppen häufiger von Frauen aufgesucht würden, Männer dagegen vieles mit sich alleine ausmachen.
Zudem vernetzt der Bundesverband sich mit den helfenden Berufen. Polizei, Notfallseelsorger und Schulen erhalten eine Broschüre mit Tipps zum Umgang mit den Menschen. "Wir wollen den Helfern auch Mut machen", sagte Hohn.
Aufklärung sei auch bei Kurkliniken notwendig. Häufig würden trauende Eltern gemeinsam mit psychisch kranken Menschen behandelt. "Doch trauernde Menschen sind nicht krank", sagte Hohn. Die Gesellschaft müsse den Eltern, die ein Kind verloren hätten, Zeit geben. Sie schätzt, dass die Betroffenen mindestens drei bis fünf Jahre bräuchten, um eine neue Perspektive für ihr Leben zu entwickeln. "Wir wollen dazu beitragen, die Menschen wieder in die Gesellschaft zu integrieren", betonte die Vorsitzende des Verbandes "Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland".