Kampala, New York (epd). Beide Kriegsparteien im Sudan üben den UN zufolge sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen aus. Es gebe dafür deutliche Hinweise, erklärte die UN-Sonderbeauftragte zu sexueller Gewalt in Konflikten, Pramila Patten, am Mittwoch (Ortszeit) in New York. Sie habe Berichte aus verschiedenen Landesteilen erhalten und sei hochgradig alarmiert. Patten rief alle am Konflikt Beteiligten auf, den in mehreren Vereinbarungen zugesagten Schutz der Zivilbevölkerung einzuhalten.
Im Sudan ist Mitte April ein Machtkampf zwischen der Armee und den paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RDF) eskaliert. Hunderte Menschen wurden seither getötet, Hunderttausende sind auf der Flucht. Trotz einer seit Montagabend geltenden Feuerpause werden immer wieder Gefechte gemeldet, wie unter anderem der französischen Sender RFI berichtete.
Patten wies darauf hin, dass die Gesundheitsversorgung stark eingeschränkt sei und Überlebende sexueller Gewalt kaum medizinische Hilfe finden könnten. Diejenigen, die es schafften, hätten lange Wege hinter sich. Zahlreiche Übergriffe hätten anscheinend in Wohngebieten der Hauptstadt Khartum stattgefunden, erklärte die Sonderbeauftragte. Anderen Frauen und Mädchen sei während der Flucht aus der Hauptstadt oder in der westlichen Region Darfur Gewalt angetan worden. In der Krisenregion Darfur gibt es seit Jahren Berichte über grassierende sexualisierte Gewalt.
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind mehr als zwei Drittel der Krankenhäuser in den Kampfgebieten außer Betrieb. Selbst in Krankenhäusern in Bundesstaaten, die nicht von den Kämpfen betroffen seien, fehlt es demnach an medizinischem Material und Personal sowie an Treibstoff, Sauerstoff und Blutbankendiensten.