Berlin (epd). Nach der Evakuierung des Personals der Deutschen Botschaft im Sudan haben rund 600 Menschen keinen Zugang mehr zu ihren Pässen. Laut einer Antwort des Auswärtigen Amtes auf eine schriftliche Frage der Linken-Abgeordneten Clara Bünger, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt, befinden sich die Reisedokumente weiterhin in der Auslandsvertretung in Khartum.
Es bestehe derzeit keine Möglichkeit, „die Pässe ohne erhebliche Gefährdung von Leib und Leben der lokal Beschäftigten“ aus dem Gebäude zu holen, heißt es. Das Auswärtige Amt beobachte fortlaufend die Lage und prüfe einzelfallbezogene Lösungen. Eine Aufschlüsselung nach Staatsangehörigkeiten ist laut Ministerium statistisch nicht möglich.
Bünger forderte, „dass die Bundesregierung alles Menschenmögliche unternimmt, um eine sichere und schnelle Rückgabe der Pässe zu ermöglichen“. Die Menschen, denen die Dokumente gehörten, seien in einer verzweifelten Lage. „Sie sind im Krieg gefangen und können das Land nicht verlassen - Schuld daran ist das Auswärtige Amt.“ Sie warf dem Ministerium vor, „wochenlang halbherzig“ nach Lösungen zu suchen und die Betroffenen am Ende ihrem Schicksal zu überlassen.
In dem afrikanischen Land eskalierte Mitte April ein Machtkampf zwischen dem Armeechef und einem paramilitärischen Milizenführer zum Krieg. Deutsche Staatsbürger wurden bei Evakuierungsmissionen in Sicherheit gebracht. Nach Schätzung der Vereinten Nationen sind inzwischen fast eine Million Menschen auf der Flucht. Die meisten harren innerhalb des Landes aus, viele auch in anderen Staaten der Region.