Kolumbien: Gewalt gegen Aktivisten steigt trotz Regierungswechsels

Kolumbien: Gewalt gegen Aktivisten steigt trotz Regierungswechsels

Bogotá (epd). Die Gewalt gegen Aktivistinnen und Aktivisten in Kolumbien ist auch nach dem Regierungswechsel weiter gestiegen. Dies geht aus einem Bericht der Friedensforschungs-Stiftung Pares hervor, der am Montag (Ortszeit) veröffentlicht wurde. Demnach wurden im vergangenen Jahr 180 Menschen getötet, die sich unter anderem für die Rechte von Bauern, Frauen, Minderheiten wie Afrokolumbianer oder Indigene sowie für die Umwelt eingesetzt haben. Das sei ein Anstieg um 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für die meisten Toten sind demnach Guerilla-Gruppen und Paramilitärs verantwortlich. Präsident Gustavo Petro hatte sein Amt im August mit dem Ziel angetreten, das seit Jahrzehnten von Gewalt erschütterte Land zu befrieden.

Der Anstieg der ermordeten Aktivistinnen und Aktivisten könnte sich Pares zufolge in diesem Jahr fortsetzen, da bereits von Januar bis April 58 Menschen aufgrund ihres Engagements getötet wurden. In Kolumbien bekämpfen sich seit den 1960er-Jahren die Regierung, verschiedene Guerilla-Gruppen, paramilitärische Milizen und Drogenkartelle. Etwa 300.000 Menschen wurden getötet und sieben Millionen vertrieben.

Petro will Gespräche mit allen bewaffneten Gruppen führen, erfährt dabei jedoch immer wieder Rückschläge. So kündigte er am Montag an, die Waffenruhe mit der EMC-Guerilla in vier Departements aufzukündigen, nachdem die Gruppe vier indigene Kinder zwangsrekrutiert und getötet hatte. Die militärischen Operationen gegen die Kämpfer, die sich dem Friedensprozess entzogen haben, der 2016 zum Ende der Farc-Guerilla führte, würden fortgesetzt. Die EMC-Guerilla erklärte, der Schritt der Regierung werde zu mehr Toten führen.

Für die meisten Ermordungen von Aktivistinnen und Aktivisten im vergangenen Jahr waren laut dem Bericht Abspaltungen der zur Partei umgewandelten Farc-Guerilla, wie die EMC, und Paramilitärs des sogenannten Golf-Clans verantwortlich, insgesamt 82 Prozent. Die Maßnahmen der Regierung greifen demnach nicht, weil der Staat in den Gebieten zu wenig präsent sei und nur reagiere, statt Gewalt zu verhindern. 56 der Opfer seien Anführerinnen und Anführer von ländlichen Gemeinden und Indigenengruppen gewesen, hieß es im Bericht.