Bonn (epd). Die Aussaht für die neue Ernte in Sudan ist laut der Hilfsorganisation Care durch die aktuellen Kämpfe bedroht. Die Saatperiode sollte Ende Mai beginnen, was jedoch von der Gewalt erheblich behindert werden könnte, erklärte das Hilfswerk am Montag in Bonn. Dies hätte fatale Folgen für die nächste Ernte und die Ernährungssicherheit im ganzen Land. Bereits vor dem seit Mitte April eskalierten Machtkampf zwischen Armee und paramilitärischer RFS-Miliz waren laut der Vereinten Nationen etwa 16 Millionen Menschen im Sudan auf Hilfe zum Überleben angewiesen, etwa ein Drittel der Bevölkerung.
Insbesondere Frauen seien von den Folgen einer eingeschränkten Aussaat betroffen, erklärte Länderdirektor David Macdonald. „Während 31 Prozent der Haushalte, die von Männern geführt werden, in ihrer Nahrungsmittelversorgung gefährdet sind, sind es bei frauengeführten Haushalten bereits jetzt 42 Prozent.“ Frauen übernähmen im Sudan eine Schlüsselrolle in der Nahrungsmittelproduktion, doch aufgrund der derzeitigen Kämpfe hätten sie oft keinen Zugang zu ihren Feldern.
Hintergrund der Gewalt ist ein Machtkampf zwischen Armee-Chef General Abdul Fattah Al-Burhan und dem Befehlshaber der paramilitärischen RSF-Miliz, Mohamed Hamdan Dagalo. Seither sind laut offiziellen Angaben mehr als 600 Menschen getötet und über 5.000 verletzt worden. Die tatsächliche Zahl könnte jedoch weit höher liegen. Zudem ist laut den Vereinten Nationen fast eine Million Menschen auf der Flucht. Mehrere angekündigte Feuerpausen wurden gebrochen.
Der Sudan weist Care zufolge weltweit die höchste Rate an Unterernährung bei Kindern auf. Mehr als drei Millionen Kinder unter fünf Jahren seien in dem afrikanischen Land unterernährt und mehr als 610.000 Kinder litten an schwerer akuter Unterernährung, hieß es. Diese Zahlen würden weiter steigen. Zudem gebe es kaum Zugang zu medizinischer Versorgung, erklärte die Hilfsorganisation.