Köln, Koblenz (epd). Für Pflegekräfte aus dem Ausland ist Deutschland nach Worten des Arbeitsforschers Christian Lebrenz wenig attraktiv. Das Pflegeverständnis in Deutschland unterscheide sich von dem vieler anderer Länder, sagte der Wissenschaftler der Hochschule Koblenz am Freitag im WDR-„Morgenecho“. Die Menschen zu füttern und zu waschen, werde in deren Heimat oft von der Familie oder von Hilfskräften übernommen. Eine ausgebildete Pflegekraft aus dem Ausland tue sich oft schwer, sich an die deutsche Art von Pflege zu gewöhnen.
Zudem führe der Pflegenotstand in Deutschland dazu, dass es eine sehr hohe Arbeitsbelastung auf den Stationen gebe, sagte Lebrenz. Auch komme man in Ländern wie den USA, England oder Australien mit Englisch eher weiter als in Deutschland.
Einwanderung allein könne jedoch nicht die Lösung für den drohenden Pflegenotstand in Deutschland sein, sagte der Arbeitsforscher. Dafür sei die Lücke zu groß. Die Gewinnung von Fachkräften aus einem anderen Land könne jedoch „einen deutlichen Beitrag zur Linderung des Problems leisten“.
In einem von Lebrenz geleiteten Projekt zur Werbung von Pflegekräften aus Kenia werde daher den Interessierten „von vornherein klar gesagt, dass Deutschland viele Sonnenseiten hat, aber auch viele Schattenseiten“. So werde auch Rassismus offen angesprochen, „damit die Leute, die hierherkommen, ein möglichst realistisches Bild haben“, was sie hier erwarte. In Kenia hätten viele junge Menschen eine qualifizierte Ausbildung, jedoch wegen der hohen Jugendarbeitslosigkeit kaum Chancen in ihrem Land.