Ex-Paramilitärchef: Milizen in Kolumbien durch Armee ausgerüstet

Ex-Paramilitärchef: Milizen in Kolumbien durch Armee ausgerüstet

Frankfurt a.M., Bogotá (epd). Die für ihre Brutalität bekannten paramilitärischen Todesschwadronen in Kolumbien sind laut einem früheren Milizenchef vom Militär bewaffnet und ausgebildet worden. „Ich wurde von den Streitkräften angeworben, trainiert und ausgerüstet“, sagte Salvatore Mancuso per Videoschalte vom Gefängnis im US-Bundesstaat Georgia am Mittwoch (Ortszeit) bei seiner Aussage vor der kolumbianischen Sonderjustiz (JEP). Die Polizei habe die Milizen zu Hilfe gerufen, um Menschen zu befreien, die von der Guerilla verschleppt worden waren. „Für zwei getötete Guerilleros haben wir ein Gewehr erhalten.“

Die Sonderjustiz soll die Verbrechen im seit den 1960er-Jahren herrschenden Bürgerkrieg zwischen Guerillagruppen, paramilitärischen Todesschwadronen und dem Staat aufarbeiten, bei dem etwa 300.000 Menschen getötet und sieben Millionen weitere vertrieben wurden. Mancuso, der in den USA eine 15-jährige Haftstrafe wegen Drogenhandels absitzt, befehligte die „Vereinigten Selbstverteidigungsgruppen Kolumbiens“ (AUC) ab Mitte der 1990 Jahre bis zu ihrer Demobilisierung 2006.

Der frühere Viehzüchter, der zu den brutalsten Schlüsselfiguren im Bürgerkrieg gehört und für Verbrechen wie Massaker, Vertreibungen und Drogenhandel verantwortlich gemacht wird, will, dass seine Taten vor der JEP verhandelt werden, weil er sich dadurch geringere Strafen erhofft. Voraussetzung ist die Preisgabe allen Wissens. Die viertägige Aussage ist Mancusos letzte Chance auf ein Verfahren vor der JEP. Die Alternative wäre ein Verfahren vor einem regulären Gericht.

Sein Einfluss auf das Militär sei so groß gewesen, dass er den Abzug von Soldaten erwirken konnte, wenn die nicht kooperierten, sagte er laut der Zeitung „El Espectador“. „Wir waren Alliierte im Kampf gegen den gleichen Feind, die Guerilla.“ Die Sicherheitskräfte, Geheimdienst, Polizei und Armee hätten den Paramilitärs Listen mit Menschen gegeben, die verfolgt werden sollten. Tote Guerilleros seien entweder als solches oder als tote Paramilitärs deklariert worden, je nachdem, was zur Beschwichtigung der Öffentlichkeit gebraucht worden sei. Die Paramilitärs beteiligten sich Mancuso zufolge auch an der Ermordung von Zivilistinnen und Zivilisten, die als getötete Rebellen ausgegeben wurden.