Potsdam (epd). Mit antijüdischen Darstellungen an Kirchen sollte nach Auffassung des evangelischen Berliner Bischofs Christian Stäblein differenziert umgegangen werden. Es gebe dabei keine einfachen Lösungen, sagte Stäblein am Dienstagabend bei einer Diskussion in Potsdam. Wichtig sei, solche Darstellungen zu erklären, in ihren Zusammenhang zu stellen und sich zugleich scharf davon zu distanzieren, betonte er: „Wo es beseitigbar ist, muss man es auch beseitigen.“
Zur antijüdischen Schmähplastik im Kreuzgang des Doms zu Brandenburg sagte Stäblein, es gebe inzwischen einen Vorschlag, wie man diese „visuell beseitigen“ könnte. Eine Entscheidung dazu steht noch aus. Der Bischof betonte, der Vorschlag sehe vor, die Plastik zu verdecken. Zugleich solle sie für Erklärungen sichtbar bleiben. Die Schmähplastik an einem Säulenkapitell zeigt unter anderem ein Schwein mit Judenkopf. Der Dom gehört zur Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Stäblein betonte, es sei wichtig, sich immer wieder vor Augen zu führen, wie furchtbar und wie „nachwirkend schrecklich“ der christliche Antisemitismus gewirkt habe und weiter wirke. Die Plastik in Brandenburg an der Havel sei ein Stück aus dieser Tradition und eine entsetzliche, vulgäre Form antisemitischer Diffamierung. Die Auseinandersetzung mit dem christlichen Antijudaismus sei eine bleibende Verantwortung christlichen Lebens und Glaubens.
Der Historiker Julius Schoeps sagte, er sei „strikter Gegner“ des Entfernens der sogenannten „Judensau“-Plastiken. Es sei sinnvoller, sie zu erklären. Wenn eine Plastik entfernt werde, stelle sich danach die Frage, ob dann nicht auch die ganze Kirche entfernt werden müsse. Susanne Krause-Hinrichs von der F.C. Flick-Stiftung betonte, die Objekte seien wichtiges Anschauungsmaterial in der Bildung. Wenn die Schmähplastik abgenommen werde, könne sie nicht mehr erklärt werden. Wichtig sei eine klare Distanzierung.