Berlin (epd). Der Berliner Virologe Christian Drosten warnt vor der Ausbreitung des West-Nil-Virus in Deutschland. „Die Zahl der Stechmücken, die das Virus mit sich tragen, scheint aktuell zu steigen. Sie kommen inzwischen in Berlin und in einem großen Teil von Ostdeutschland vor“, sagte Drosten den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag). In den vergangenen Jahren habe es bereits erste Krankheitsfälle in Berlin gegeben.
Drosten verwies auf einen Zusammenhang mit dem Klimawandel. Das West-Nil-Virus sei über Zugvögel aus tropischen Breiten eingeführt worden. „Man weiß, dass es inzwischen hier überwintert, wohl auch weil es nicht mehr kalt genug wird“, sagte der Leiter des Instituts für Virologie an der Berliner Charité.
Zur Gefährlichkeit des West-Nil-Virus sagte Drosten: „Keine Panik, aber sich die Fakten anschauen. Das West-Nil-Virus kann eine Gehirnentzündung auslösen.“ Studien zeigten, dass in neu befallenen Gebieten die Rate der schweren Erkrankungen bei 1 zu 1000 Infizierten liege, aber schwere Verläufe könnten zu bleibenden Behinderungen führen.
Möglicherweise werde es demnächst einen Impfstoff gegen das West-Nil-Virus geben, stellte der Charité-Professor in Aussicht. „Die Forschung dazu läuft.“ Drosten wies darauf hin, dass es für eine eng verwandte Erkrankung bereits einen Impfstoff gebe: für die von Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).