Berlin (epd). Das Kuratorium deutsche Altershilfe (KDA) erwartet von der Bundesregierung eine grundlegende Reform der gesetzlichen Pflegeversicherung. Angesichts weiter steigender Kosten für Heimbewohner und Angehörige brauche es unbedingt „eine solidarische Finanzierung der Pflege, eine breitere Beteiligung und einen höheren Anteil, der durch Steuern finanziert wird“, sagte Vorsitzender Helmut Kneppe im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Zwar brauche die Pflege vor allem mehr Geld, doch das allein reiche nicht, machte Kneppe klar. Er warb für eine grundlegende Reform, „die die Würde des Menschen in den Mittelpunkt stellt“. Leider seien die Beharrungskräfte des Systems ganz enorm. „Wir fordern eine Pflege-Reformkommission ohne Denk-Beschränkungen, Mut zur Evidenz, Mut zum Loslassen und zum Zulassen neuer Strukturen“, betonte der Präsident.
Nach seinen Worten sind bereits viele Heimbewohnerinnen und -bewohner mit den von ihnen zu tragenden Kosten überlastet. 2022 waren für einen Heimplatz monatlich im Schnitt 2.411 Euro Eigenbeteiligung fällig, wenn die pflegebedürftige Person hier bis zu zwölf Monate versorgt wurde - ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um 278 Euro. Solche Summen könnten die wenigsten Rentnerinnen und Rentner aufbringen und landeten in der Sozialhilfe: „So müssen Rentnerinnen und Rentner die Erfahrung machen, dass sie am Ende ihres Lebens zu Bittstellerinnen und Bittstellern werden, die ein Taschengeld zugewiesen bekommen“, rügte Kneppe.
Die Einführung der gestaffelten Leistungszuschüsse für Heimbewohner im Januar 2022 hat nach seinen Worten zwar kurzzeitig die Sozialhilfequote der Heimbewohner auf rund 30 Prozent gesenkt. Infolge der jetzigen Preissteigerungen für Energie und Personal würden die Zuschüsse aber aufgebraucht, sodass die Quote bereits in diesem Jahr wieder auf 32,5 Prozent ansteige und 2026 voraussichtlich bei 36 Prozent liegen werde. „Es besteht also viel Handlungsbedarf, denn Pflege darf kein Armutsrisiko für Menschen und ihre Familien bedeuten.“
Ziel des politischen Handels müsse sein, die gesamtgesellschaftliche Verantwortung für Sorgearbeit zu stärken. „Deshalb halten wir es für erforderlich, in Zukunft die Refinanzierung der Finanzlücken bei den Pflegekosten auf breitere Schultern zu stellen und nicht primär über einen weiteren Beitrag der Versicherten abzudecken“, so Kneppe.