Frankfurt a.M., Berlin (epd). Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) will trotz des Arbeitsverbots für Frauen in Afghanistan präsent bleiben. Es gebe keine Absicht, das Land zu verlassen, sagte die WFP-Landesdirektorin für Afghanistan, Hsiao-Wei Lee, am Donnerstag bei einem Besuch in Berlin. Die humanitäre Hilfe sei eine Lebensader für die am meisten verwundbaren Menschen, darunter Frauen, Kinder und Menschen mit einer Behinderung.
In den vergangenen eineinhalb Jahren habe sich die humanitäre Krise in dem Land verschärft, sagte Lee. Wegen der humanitären Hilfe habe eine Hungersnot verhindert werden können. Millionen Afghaninnen und Afghanen litten unter Ernährungsunsicherheit.
Derzeit ringen Hilfsorganisationen und die Vereinten Nationen mit dem von den Taliban erlassenen Arbeitsverbot für einheimische Frauen. Anfang April hatten die islamistischen Machthaber Frauen untersagt, für die UN tätig zu sein. Damit weiteten sie das seit Ende Dezember bestehen Beschäftigungsverbot bei internationalen und nationalen Hilfsorganisationen aus. Ausnahmen gelten für bestimmte Sektoren wie den Gesundheitsbereich.
Die Vereinten Nationen wollen ihren Einsatz unter den neuen Bedingungen bis zum 5. Mai evaluieren. Lee betonte, dass weibliche Angestellte für das Welternährungsprogramm ein integraler Bestandteil seien. 27 Prozent der Beschäftigten seien Frauen. Man setze sich in Gespräche dafür ein, dass sie weiter arbeiten dürften, sagte Lee. Zugleich habe sie in den vergangenen fünf Monaten beobachtet, dass Frauen und Mädchen nach wie vor von der humanitären Hilfe erreicht würden.
Die WFP-Landesdirektorin warnte auch vor einer Finanzierungslücke bei der Afghanistan-Hilfe. So fehlten dem Welternährungsprogramm für die kommenden sechs Monate 900 Millionen US-Dollar (knapp 815 Millionen Euro). Im April hätten wegen der Engpässe bereits weniger Menschen mit Nahrungsmittelhilfen versorgt werden können.