Nairobi, Khartum (epd). In der sudanesischen Hauptstadt Khartum ist auch eine dritte angekündigte Waffenruhe gebrochen worden. Dies berichteten Anwohner und Medien am Donnerstag. Dabei gerät die Zivilbevölkerung im Machtkampf zwischen Armee und den paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF) immer mehr zwischen die Fronten. Die RSF habe ein Quartier im Haus neben dem seiner Familie eingerichtet und terrorisiere die Anwohner, sagte ein Augenzeuge telefonisch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Paramilitärs gingen gegen Menschen vor, die versuchten, Nahrungsmittel zu beschaffen oder die Stadt zu verlassen.
Er beobachte, dass das Militär versuche, zivile Opfer zu vermeiden, sagte der junge Mann, der vor dem Ausbruch der Kämpfe als IT-Fachmann bei mehreren internationalen Hilfsorganisationen gearbeitet hat und aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte. Die RSF verstecke sich jedoch bewusst in Wohngegenden und missbrauche die Anwohner als Schutzschild. „Die Miliz hat keinerlei Kriegsethik, diese Leute töten für Geld“, sagte der Sudanese. Wie ein Großteil der Einwohner von Khartum verlasse er das Haus nur noch, um Essen für die Familie zu besorgen. Von den Angriffen der RSF berichten auch viele andere Menschen, unter anderem auf den sozialen Netzwerken, sowie Organisationen und Journalisten.
„Das hier ist ein Albtraum für den Sudan“, sagte der junge IT-Fachmann. Seine Hoffnung sei, dass das Militär die RSF besiegt und dann ein Neuanfang im Sudan möglich ist. „Wir wollen alle Demokratie“. Aber es sei deutlich geworden, dass das auch in Zukunft ohne die Beteiligung des Militärs nicht möglich sei. Es gebe zu viele bewaffnete Milizen im Land, selbst wenn die RSF aufgelöst würde.
Armeechef General Adul Fattah Al-Burhan und RSF-Kommandant Mohamed „Hemeti“ Dagalan hatten im Oktober 2021 gemeinsam eine zivil-militärische Übergangsregierung abgesetzt, konnten sich jedoch nicht auf einen Übergang zur Demokratie einigen. Voraussetzung war, dass die RSF in die Armee integriert wird. Weil die Truppen jeweils auch Zugang zu Ressourcen kontrollieren, will keiner der Generäle Macht abgeben.