Wiesbaden (epd). Nahezu ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland hat eine Einwanderungsgeschichte. Die absolute Zahl der Eingewanderten in erster und zweiter Generation stieg im vergangenen Jahr um 6,5 Prozent auf 20,2 Millionen Menschen, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Damit wuchs ihr Anteil an der gesamten Bevölkerung von 23 Prozent im Jahr 2021 auf 24,3 Prozent im vergangenen Jahr.
Daten-Grundlage für die Zahlen ist der jüngste Mikrozensus. Als Menschen mit Einwanderungsgeschichte definiert das Bundesamt Personen, die seit 1950 selbst nach Deutschland eingewandert sind - die sogenannte erste Generation - ebenso wie deren direkte Nachkommen, auch zweite Generation genannt.
2022 stieg die Zahl der Eingewanderten den Angaben zufolge in erster Linie aufgrund der hohen Zahl Geflüchteter vor allem aus der Ukraine, Syrien und Afghanistan. Damit wuchs der Bevölkerungsanteil direkt Eingewanderter mit 7,3 Prozent stärker als die Zahl der in Deutschland geborenen direkten Nachkommen eingewanderter Eltern (vier Prozent).
Insgesamt sind rund drei Viertel der 20,2 Millionen Menschen mit Einwanderungsgeschichte (15,3 Millionen) persönlich seit 1950 nach Deutschland gekommen. Im männlichen Teil der Bevölkerung lag der Anteil der Eingewanderten mit 24,8 Prozent etwas höher als bei den Frauen mit 23,8 Prozent.
Auch bei den seit 2013 eingewanderten Menschen dominieren Männer: 53 Prozent der im zurückliegenden Jahrzehnt Eingewanderten waren männlich, 47 Prozent weiblich. Mit einem Durchschnittsalter von 29,9 Jahren waren die ab 2013 Eingewanderten den Angaben zufolge deutlich jünger als die Bevölkerung ohne Einwanderungsgeschichte (47 Jahre).
Haupt-Herkunftsländer waren seit 2013 Syrien, woher 16 Prozent der Eingewanderten stammen, gefolgt von Rumänien (7 Prozent) und Polen (6 Prozent). Die Ukraine folgt mit einem Anteil von fünf Prozent an vierter Stelle. Allerdings sind die im vergangenen Jahr aus der Ukraine Eingewanderten laut Bundesamt im Mikrozensus noch nicht vollständig erfasst.
Hauptgründe für die Einwanderung in den zurückliegenden zehn Jahren waren laut der Statistikbehörde Flucht, Asyl und internationaler Schutz (27,9 Prozent). Andere häufig genannte Gründe seien Erwerbstätigkeit (24,2 Prozent) sowie eine Familienzusammenführung (23,9 Prozent). Deutlich seltener (8,2 Prozent) gaben seit 2013 Eingewanderte an, hauptsächlich für ein Studium oder eine Aus- und Weiterbildung nach Deutschland gekommen zu sein.
Das Statistische Bundesamt veröffentlicht außer den Zahlen zu Menschen mit Einwanderungsgeschichte auch noch Ergebnisse nach dem Konzept des sogenannten Migrationshintergrunds. Es unterscheidet sich vom Einwanderungskonzept unter anderem dadurch, dass es (Spät-)Aussiedlerinnen und Aussiedler berücksichtigt. Ein zweites Unterscheidungsmerkmal ist die Staatsangehörigkeit: Ein Migrationshintergrund ist nach dieser Definition gegeben, wenn mindestens ein Elternteil ausländisch, eingebürgert oder deutsch durch Adoption ist.
Der Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund ist größer als der der Menschen mit Einwanderungsgeschichte: 2022 hatten den statistischen Daten zufolge 23,8 Millionen Menschen einen Migrationshintergrund, das entspricht 28,7 Prozent der Gesamtbevölkerung von 83,1 Millionen.