Köln (epd). Einem Zeitungsbericht zufolge war im Erzbistum Köln die pädophile Neigung eines saarländischen Priesters, dessen Nachlass mit kinderpornografischem Material für Diskussionen im Bistum Trier sorgt, nicht bekannt. Die „Kölnische Rundschau“ beruft sich in ihrem Bericht vom Mittwoch auf Angaben des Erzbistums Köln, wo der katholische Geistliche zwischen 1971 und 1979 tätig war. Demnach gebe es keine Belege dafür, dass das Heimatbistum Trier die Kölner Kollegen seinerzeit über die schon aktenkundige pädophile Neigung des katholischen Pfarrers informiert hätte.
Der mittlerweile gestorbene Geistliche war zunächst zum Studium an die Universität Köln beurlaubt worden und dann von 1971 bis 1979 im Erzbistum Köln tätig, zeitweise auch als Religionslehrer an einer Mädchenschule, heißt es in dem Bericht der „Rundschau“. Es habe einen Gestellungsvertrag mit dem Bistum Trier gegeben. „Eine Versetzung und Hinweise auf pädophile Neigungen werden in den vorhandenen Akten nicht erwähnt“, zitiert die Zeitung das Erzbistum Köln.
Bisher lägen keine Hinweise darauf vor, dass der Priester auch auf dem Territorium der Kölner Erzdiözese sexuellen Missbrauch an Minderjährigen begangen hätte, heißt es. Hinsichtlich möglicher Hinweise auf sexuelle Übergriffe während der Einsatzzeit im Bereich des Erzbistums Köln befinde sich das Erzbistum im Austausch mit dem Bistum Trier, erklärte das Erzbistum der „Kölnischen Rundschau“. „Sollte es entsprechende Hinweise geben, werden diese sorgfältig geprüft.“
Der betreffende Priester war der Zeitung zufolge vom damaligen Trierer Bischof Bernhard Stein nach einem ersten Fund verdächtiger Fotos nach Köln abgeordnet worden, 1979 durfte er als Religionslehrer ins Saarland zurückkehren. Nach seinem Tod waren dann rund 700 weitere Fotos im Nachlass entdeckt worden, auf denen er über Jahrzehnte hinweg eigene Missbrauchstaten dokumentiert haben soll. Der Neffe des Priesters hatte sich mit dem Material zunächst an die Unabhängige Aufarbeitungskommission für das Bistum Trier gewendet.
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann kündigte Anfang der Woche eine umfassende Untersuchung an und übertrug die Aufarbeitung des Falls an den Generalvikar des Bistums Trier, Ulrich Graf von Plettenberg. Von Plettenberg kündigte Gespräche mit der Kommission und ihrem Vorsitzenden an.
Der Vorsitzende der Aufarbeitungskommission im Bistum Trier, Gerhard Robbers, steht in der Kritik für seinen Umgang mit dem Fall. Robbers hatte am Dienstag in einer Mitteilung Vorwürfe zurückgewiesen: Er habe dem Neffen des beschuldigten Priesters nicht geraten, das kinderpornografische Material zu verbrennen. In der „Kölnischen Rundschau“ sprach Robbers erneut von einer „unbefriedigenden Rechtslage“; Polizei und Staatsanwaltschaft ermittelten nicht, wenn der Täter bereits tot sei.