Warschau erinnert an 80. Jahrestag von Ghettoaufstand

Warschau erinnert an 80. Jahrestag von Ghettoaufstand
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nimmt an Gedenkakt teil
Vor 80 Jahren wehrten sich die letzten Bewohner des jüdischen Ghettos in Warschau heldenhaft, in die Vernichtungslager deportiert zu werden. Daran wird diesen Mittwoch in Warschau gedacht. Unter den Staatsgästen ist auch Bundespräsident Steinmeier.

Berlin (epd). An diesem Mittwoch wird in Warschau an den Ghettoaufstand vor 80 Jahren erinnert. Als erster Repräsentant Deutschlands wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Rede bei der offiziellen Gedenkfeier in der polnischen Hauptstadt halten. Auf Einladung des polnischen Präsidenten Andrzej Duda wird Steinmeier gemeinsam mit dem israelischen Präsidenten Isaac Herzog an der Gedenkfeier teilnehmen. Der Beginn des vierwöchigen Aufstands im Warschauer Ghetto, mit dem sich die jüdischen Bewohner 1943 gegen ihre Deportation in Vernichtungslager der Nationalsozialisten zur Wehr setzten, jährt sich an diesem Mittwoch zum 80. Mal.

Die Einladung aus Warschau erfülle Steinmeier mit Dankbarkeit und Demut, hieß es aus dem Bundespräsidialamt. Steinmeier wird am Mittwoch in Warschau weitere Termine wahrnehmen, die im Zeichen der Geschichte und der deutsch-polnischen Aussöhnung stehen. Geplant sind unter anderem ein Gespräch mit Zeitzeugen sowie die Teilnahme an einem Gottesdienst in der Nozyk-Synagoge, die als einziges jüdisches Gotteshaus in Warschau den Zweiten Weltkrieg überstand. Vor der Rückreise nach Berlin will Steinmeier zudem ein Konzert israelischer und polnischer Musikerinnen und Musiker besuchen.

Auf Einladung Dudas werde auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, nach Warschau reisen, teilte der Rat mit. „Die Verantwortung, mit der der Bundespräsident seiner Rolle nachkommt, beeindruckt mich. Ich sehe hier eine Chance für die Zukunft. Das Gedenken an den Warschauer Ghettoaufstand muss fest in den deutschen Kanon der Geschichte des Zweiten Weltkrieges verankert werden“, erklärte Schuster am Dienstag in Berlin.

Jüdischer Widerstand im Zweiten Weltkrieg sei bisher häufig ein Randthema des historischen und gesellschaftlichen Diskurses, erklärte der Zentralrat der Juden weiter. „Es gab lange Zeit ein Desinteresse am spezifisch Jüdischen in der Geschichte, vor allem in Hinblick auf den Zweiten Weltkrieg und der Erinnerung danach“, räumte Zentralrats-Präsident Schuster ein.

Als die Nazis am 19. April 1943 die letzten Bewohner des jüdischen Ghettos in Warschau in die Vernichtungslager deportieren wollten, wehrten sich die Menschen des abgeriegelten Gebiets. Deutsche Polizei-, Wehrmachts- und SS-Einheiten gingen mit großer Härte gegen die bewaffneten Aufständischen vor und sprengten ganze Häuserzeilen. Mitte Mai hatten sie den Widerstand gebrochen und das Ghetto fast vollständig zerstört. Rund 56.000 Menschen wurden bei den Kämpfen getötet oder wurden deportiert.

An den Widerstand der Unterdrückten und Verfolgten erinnert in Warschau heute das „Denkmal der Helden des Ghettos“, vor dem am Mittwoch die Gedenkfeierlichkeiten stattfinden werden. Als 1970 der damalige Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) bei einem Besuch in Polen vor dem Mahnmal niederkniete, ging das Bild um die Welt und als wichtige Versöhnungsgeste in die Geschichte ein.