Trier (epd). Nach einem Fund von offenbar kinderpornografischen Materials eines verstorbenen Priesters hat die Opfer-Initiative MissBit die Aufarbeitungskommission des Bistums Trier scharf kritisiert. Dass der Vorsitzende der Aufarbeitungskommission geraten haben soll, die gefundenen Fotos und Filme zu verbrennen, sei ein unsäglicher Vorgang, erklärte die Initiative MissBiT (Missbrauchsopfer & Betroffene im Bistum Trier) am Samstag in Trier auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd). Die Initiative forderte den Rücktritt des Vorsitzenden der Aufarbeitungskommission oder dessen Entlassung durch den Trierer Bischof Stephan Ackermann. Zuvor hatten andere Medien über den Fall berichtet.
Dabei geht es um einen Priester des Bistums Trier, der über Jahrzehnte hinweg eigene Missbrauchstaten und sexuelle Übergriffe dokumentiert haben soll. Nach dem Tod des Priesters im vergangenen Jahr fand dessen Neffe entsprechende Fotos und Filme. Als sich dieser an die Aufarbeitungskommission wandte, soll ihm der Kommissionsvorsitzende gesagt haben, dass der Besitz und das Zeigen der Bilder eine Straftat darstelle, sagte der Neffe dem SWR. Der Vorsitzende habe ihm geraten, das Material zu verbrennen, andernfalls könne er sich strafbar machen. Daraufhin wandte sich der Neffe an die Öffentlichkeit. Medienberichten zufolge bestätigte das Bistum bisher, dass der Neffe Anfang des Jahres mit dem Trierer Bischof Stephan Ackermann über den Fall seines Onkels gesprochen habe. Der Fall werde aufgearbeitet, erklärte das Bistum.
Die Opfer-Initiative MissBit wirft dem Bistum jahrzehntelange Versäumnisse vor. Die Übergriffe des Priesters aus dem Saarland seien seit dem Jahr 1971 bekannt gewesen. Der damalige Bischof Bernhard Stein habe ihn in eine andere Diözese versetzt. Die nächsten Bischöfe hätten ihm Ämter und Posten gegeben und ihn nach Auslandsaufenthalten ins Bistum Trier „ausgerechnet in die Schulseelsorge“ zurückgeholt, kritisiert die Initiative. Eine Anfrage des epd ließ das Bistum am Samstag zunächst unbeantwortet.