Berlin (epd). Vor dem Hintergrund der Debatte um eine Notaufnahme-Gebühr haben die Hausärzte eine bessere Steuerung der Patientinnen und Patienten durch das Gesundheitswesen gefordert. „Dass wir in Deutschland ein Problem mit der unkoordinierten Inanspruchnahme von ärztlichen Leistungen haben, ist offensichtlich“, sagte der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Markus Beier, dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (RND, Samstag). Dies beträfe die Notaufnahmen, aber auch viele Arztpraxen.
„Wir erleben immer wieder, dass Patientinnen und Patienten sich in dem immer komplexer werdenden Gesundheitswesen schlichtweg nicht zurechtfinden“, sagte der Mediziner dem RND. Viele irrten dann von einer Anlaufstelle zur nächsten. Das werde man sich in Zukunft nicht mehr leisten können.
Zum Vorschlag einer Gebühr in der Notaufnahme sagte Beier: „Bevor die Patientinnen und Patienten zur Kasse gebeten werden, sollte man zunächst einmal die strukturellen Defizite anpacken“.
Zuvor hatte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, eine sogenannte Notfallgebühr gefordert. „Wer weiterhin direkt in die Notaufnahme geht, ohne vorher die Leitstelle anzurufen, muss gegebenenfalls eine Notfallgebühr entrichten, denn das kostet die Solidargemeinschaft unterm Strich mehr Geld und bindet unnötig medizinische Ressourcen“, sagte Gassen dem RND am 12. April. Diesem Vorschlag erteilte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) eine Absage. Lauterbach sagte in Berlin, er spreche derzeit intensiv mit der Krankenhaus-Kommission darüber, wie die Notfallversorgung in Deutschland neu strukturiert werden solle. Über eine Gebühr für die Inanspruchnahme von Notfallstellen - ob berechtigt oder unberechtigt - werde nicht gesprochen.
Beier plädierte für ein sogenanntes Hausarztmodell, bei dem ein Allgemeinmediziner immer der erste Ansprechpartner sein solle und die Koordination der medizinischen Versorgung übernehme. Studien hätten ergeben, dass dieses System die Zahl der Krankenhauseinweisungen reduziere.