Magdeburg (epd). Der Magdeburger Dom hat am Ostermontag fünf neue Glocken erhalten. Sie wurden im Rahmen einer Feierstunde in der Kathedrale präsentiert. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte, die „Glocken heilen eine Wunde, die immer wieder in Kriegszeiten gerissen wurde“. Die Magdeburger hätten die Kraft gehabt, sich davon nicht erdrücken zu lassen, fügte er bei der Feierstunde hinzu.
Insbesondere im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) seien viele Glocken eingeschmolzen worden, um Kanonen zu gießen, sagte Haseloff. Auch während des Ersten Weltkriegs (1914-1918) sei ein damals im Dommuseum ausgestelltes Exemplar zur Waffenherstellung verwendet worden. Der Dom sei ein Markenzeichen der Landeshauptstadt.
Der private Förderverein übergab die fünf Glocken mit den lateinischen Namen „Cantemus“ („Lasst uns singen“), „Benedicamus“ („Lasst uns segnen“), „Queramur“ („Lasst uns klagen“), „Dubitemus“ („Lasst uns zweifeln“) und „Resistamus“ („Lasst uns widerstehen“). Sie wurden vorwiegend durch Spenden finanziert und von der Glockengießerei Bachert im badischen Neunkirchen angefertigt
Die Magdeburger Oberbürgermeisterin Simone Borris (parteilos) würdigte das bürgerschaftliche Engagement des Fördervereins als „in dieser Größe einzigartig“. Wenn das Geläut vollständig sei, handle es sich mit knapp 42 Tonnen um eines der größten in Europa. Die noch zu gießende Glocke „Credamus“ („Lasst uns glauben“) wäre mit rund 14 Tonnen Gewicht nach dem „Dicken Pitter“ im Kölner Dom die zweitgrößte Kirchenglocke Deutschlands.
Der Dom verfügt derzeit über vier Glocken, von denen drei in den Türmen hängen. Nur zwei Glocken werden regelmäßig geläutet. Der Förderverein bemüht sich daher seit mehreren Jahren, acht neue Glocken für die Kathedrale zu finanzieren.
Zu Ostern sollten ursprünglich sechs neue Glocken übergeben werden. Die „Speremus“ („Lasst uns hoffen“) wird aber nach Angaben der Glockengießerei ein zweites Mal gegossen. Es handle sich zwar nicht um einen Fehlguss, aber sie passe vom Klang her nicht vollständig ins Ensemble, hieß es. Bereits im Oktober 2022 wurde eine neue Glocke mit dem Namen „Amemus“ („Lasst uns lieben“) der Domgemeinde übergeben.