Frankfurt a.M. (epd). An Ostern haben die Kirchen dazu aufgerufen, die Hoffnung auf Frieden in der Ukraine und weltweit nicht aufzugeben. „Beeilen wir uns, Wege des Friedens und der Geschwisterlichkeit zu beschreiten“, sagte Papst Franziskus am Sonntag auf dem Petersplatz in Rom. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, ermunterte in ihrer Osterpredigt im Berliner Dom zu Gottvertrauen. Kein Augenblick sei ohne die Möglichkeit, dass es durch Gottes Kraft anders wird.
Ostern ist das älteste und wichtigste Fest des Christentums. In aller Welt erinnern Gläubige an diesem Tag an die Auferstehung Jesu Christi nach dessen Tod am Kreuz. Nach drei Jahren teils massiver Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie konnten in den Kirchengemeinden in Deutschland und im Vatikan die Feierlichkeiten in diesem Jahr wieder ohne Auflagen stattfinden.
„Hilf dem geliebten ukrainischen Volk auf dem Weg zum Frieden, und ergieße dein österliches Licht über das russische Volk“, heißt es an den auferstandenen Jesus Christus gerichtet in der päpstlichen Botschaft. „Öffne die Herzen der gesamten internationalen Gemeinschaft, damit sie sich für die Beendigung dieses Krieges und aller Konflikte einsetzt, welche die Welt mit Blut beflecken“, sagte der gesundheitlich angeschlagene Papst vor Zehntausenden Menschen vor dem traditionellen Segen „Urbi et Orbi“ (der Stadt und dem Erdkreis).
Kurschus rief dazu auf, sich nicht von den gegenwärtigen Krisen und Katastrophen in der Welt lähmen zu lassen. Gegenwärtig hätten viele das Gefühl, die Rettung der Welt werde verschlafen, sagte sie in ihrer am Samstag verbreiteten Osterbotschaft. „Da ist niemand, der aufsteht. Niemand, der den tobenden Mächten wirksam Einhalt gebietet.“
Nach den Worten der EKD-Ratsvorsitzenden hilft das Osterfest gegen die um sich greifende „Endzeitstimmung“. Viele Menschen hätten den Eindruck, es gehe mit den natürlichen Lebensgrundlagen, dem Wohlstand, der Sicherheit und dem Frieden zu Ende, sagte sie der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (Samstag). In dieser Situation könne das Osterfest neue Hoffnung vermitteln: „Selbst da, wo wir glauben, unsere Möglichkeiten seien ganz und gar am Ende, entsteht auf wundersame Weise Neues durch Gottes Kraft. Diese Kraft brauchen wir in diesem Jahr ganz besonders.“
Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte, die Auferstehung Jesu setze der Eskalation der Krisen und der Gewalt die „Eskalation des Lebens und der Liebe“ entgegen. An diesem Osterfest erblühe die Hoffnung auf Frieden und Leben wider alle Hoffnung, weil die Lebensmacht des auferstandenen Herrn den grausamen Realitäten von Kriegen und menschlichem Leid ein Schwergewicht entgegensetze, sagte er am Sonntag im Limburger Dom.
Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister betonte die Verbundenheit von Christinnen und Christen in aller Welt. „Wir haben die gleiche Herkunft: Wir sind getauft im Namen Jesu Christi. Wir haben die gleiche Abstammung: Wir nennen Gott unseren Vater“, sagte Meister in seiner Festpredigt in der hannoverschen Marktkirche. Das oft gebrauchte Wort von der christlichen Geschwisterlichkeit habe für ihn durch einen Besuch im ukrainischen Odessa tiefere Bedeutung gewonnen.
Vor zwei Wochen habe er dort mit einer kleinen lutherischen Gemeinde einen Gottesdienst gefeiert, berichtete Meister, der auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist. Dabei habe er intensive Nähe zu den Menschen in der vom Krieg erschütterten Stadt gespürt.