Russischer Angriffskrieg ist "Karfreitag unserer Kultur"

Russischer Angriffskrieg ist "Karfreitag unserer Kultur"
Kirchen erinnern zu Karfreitag an Leid von Kriegsopfern
Christen erinnern an Karfreitag an den Tod Jesu durch die Kreuzigung. Dabei rückt in diesem Jahr bei kirchlichen Amtsträgern das Leid der Kriegsopfer in der Ukraine ins Zentrum. Viele wollen die Hoffnung auf ein Ende des Kriegs nicht aufgeben.

Frankfurt a.M. (epd). Zum Karfreitag hat der Kirchentagspräsident Thomas de Maizière an das Leid der vielen, auch zivilen Opfer im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine erinnert. Ihn beschäftigten nicht so sehr die Bilder von Trümmern, die man im Fernsehen sehe. „Mich beschäftigen die Gefühle der weinenden Angehörigen, die man nicht sieht“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd): Etwa die Gefühle der Mütter in Russland, die ihre Kinder nicht beerdigen können, oder die der ukrainischen Mütter mit Kindern, die nach Deutschland geflohen seien und wüssten, dass ihre Männer im Krieg sind.

Er nahm auch Politikerinnen und Politiker in Schutz. „Was Verantwortungsträgerinnen und Verantwortungsträger in der Bundesregierung derzeit auszuhalten haben, ist eine unglaubliche Last: physisch, intellektuell, ethisch. In diesen Zeiten Verantwortung zu tragen, ist verdammt schwer.“

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, warnte mit Blick auf den Ukraine-Krieg vor einem Schwarz-Weiß-Denken. Im Moment brauche es beides: „eine starke Möglichkeit der Ukraine, sich zu verteidigen, und jederzeit das Bemühen, ins Gespräch zu kommen und die Waffen zum Schweigen zu bringen“, sagte sie im „Interview der Woche“ im Deutschlandfunk.

Sie gebe die Hoffnung auf Gespräche für ein Ende des russischen Angriffskriegs nicht auf, sagte die westäflische Präses. Wenn jeder Ruf nach Verhandlungen als „naiv und unmöglich“ verurteilt werde, mache sie nicht mit. „Verhandlungen müssen herbei verhandelt werden“, betonte sie. Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Donnerstag) sagte Kurschus, um Frieden zu schließen, müsse man nicht zu Freunden werden: „Es reicht, die Feindschaft zu überwinden.“

Auch vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs könne Ostern gefeiert werden, weil Ostern „ein Fest des Widerstands mitten im Tod und mitten im Elend“ sei, sagte die Theologin im Deutschlandfunk. Aus der Osterbotschaft resultiere die Verantwortung, „zu Protestleuten gegen den Tod“ zu werden.

Der Essener katholische Bischof Franz-Josef Overbeck rief dazu auf, sich mit Menschlichkeit gegen Gewalt und Leid in der Welt zu stellen. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine sei ein „Karfreitag unserer Kultur“, sagte er laut Predigttext beim Karfreitags-Kreuzweg in Bottrop. Angesichts des Leids seien Mitmenschlichkeit und Widerstand nötig. „Widerständige Menschlichkeit“ widerstehe dem Recht des Stärkeren und trage zur Stärke des Rechts bei, sagte er.

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ermutigte die Christen in Russland zum Protest. Er rufe die „Schwestern und Brüder in der russischen Kirche“ auf, diesen „illegalen und unmoralischen Angriffskrieg“ der russischen Armee nicht länger hinzunehmen, sagte er.

Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, Ralf Meister erinnerte daran, dass es in Zeiten des Leides auch Zeichen der Hoffnung gebe. Gott sei den Menschen auch im Leiden nah, sagte er laut Predigtmanuskript im Kloster Loccum.

Karfreitag ist einer der wichtigsten kirchlichen Feier- und Gedenktage, an dem Tag gedenken Christen weltweit des Leidens und Sterbens Jesu am Kreuz. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte in seiner Karfreitagspredigt im Limburger Dom, Gott höhle den Tod von innen aus, dazu müsse der Sohn ins Reich des Todes hinab. „Seit Gottes Sohn für uns den Tod erlitten hat, trennt unser eigener Tod uns nicht mehr von Gott“, erklärte der Limburger Bischof.