Frankfurt a.M. (epd). Der frühere Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) sieht die politischen Entscheidungsträger in Deutschland angesichts des Ukraine-Krieges unter großem Druck. „In diesen Zeiten Verantwortung zu tragen, ist verdammt schwer“, sagte de Maizière dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Was Verantwortungsträgerinnen und Verantwortungsträger in der Bundesregierung derzeit auszuhalten haben, ist eine unglaubliche Last: physisch, intellektuell, ethisch.“
Zum Karfreitag erinnerte der Kirchentagspräsident an das Leid der vielen auch zivilen Opfer im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Ihn beschäftigten nicht so sehr die Bilder von Trümmern, die man im Fernsehen sehe. „Mich beschäftigten die Gefühle der weinenden Angehörigen, die man nicht sieht“, sagte er: Etwa die Gefühle der Mütter in Russland, die ihre Kinder nicht beerdigen können, oder die der ukrainischen Mütter mit Kindern, die nach Deutschland geflohen seien und wüssten, dass ihre Männer im Krieg sind. Diese Männer könnten nicht einmal ein Handy benutzen, weil sie sonst zur Zielscheibe würden. „Als ehemaliger Verteidigungsminister kann ich vielleicht besser beurteilen, was das bedeutet, weil ich schon an Särgen von gefallenen Soldaten gestanden habe“, sagte de Maizière.
Karfreitag ist einer der wichtigsten kirchlichen Feier- und Gedenktage, an dem Tag gedenken Christen weltweit des Leidens und Sterbens Jesu am Kreuz. „Die Passionsgeschichte ist eine so unerhörte Geschichte, die hat mich immer schon bewegt“, sagte de Maizière, der seit 2021 Kirchentagspräsident ist. Von 2005 bis 2017 gehörte er den verschiedenen Bundeskabinetten unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an, unter anderem als Bundesinnen- und Verteidigungsminister. Der Kirchentag findet dieses Jahr vom 7. bis 11. Juni in Nürnberg unter der Losung „Jetzt ist die Zeit“ statt.