"Die meisten Jugendlichen werden in der Pubertät allein gelassen. Eltern und Kinder haben dann nur noch selten eine gemeinsame Sprache", sagte Krawczyk dem Evangelischen Pressedienst (epd). Man müsse ein Kind solange begleiten, bis es fest auf seinen Beinen steht.
"Anwesend sein, Sprache suchen, sich in den anderen Hineinversetzen: Dann klappt das auch mit der politischen Bildung", sagte Krawczyk, der in seinem Buch "Mensch Nazi" die Begegnung mit dem Neonazi Klemens schildert und dem Leser dessen Lebensgeschichte vorstellt. Wer in den Rechtsextremismus abgerutscht sei, dürfe nicht ausgegrenzt werden. "Der Neonazi scheint der neue Untermensch zu sein. Doch wenn man ihn von oben betrachtet, kommt man nicht auf den Grund dessen, warum diese Menschen so sind und so handeln", sagte der 56-Jährige.
"Ausgrenzung schafft dunkle Zonen, in denen alles Mögliche geplant werden kann", gab der Künstler zu bedenken. Er wünsche sich "eine lichte Gesellschaft, die nicht andauernd davon schockiert und entsetzt sein muss, was in ihr vonstatten geht".
"Bei vielen Neonazis hat das Nazisein einfach aufgehört, wenn sie die richtige Freundin gefunden haben", sagte Krawczyk: "Bei meinem Protagonisten Klemens war es vorbei, als er einen anderen geistigen Halt gefunden hatte. Das kann aber purer Zufall sein."