Bremerhaven (epd). Wenn durch den Klimawandel die Dauerfrost-Böden der Arktis auftauen, droht der Region nach einer Studie des Alfred-Wegener-Institutes (AWI) für Polar- und Meeresforschung eine massive Belastung mit Industrie-Altlasten und Schadstoffen. Demnach gibt es in der Arktis mindestens 13.000 bis 20.000 belastete Flächen, von denen künftig ein größeres Risiko ausgehen könnte, wie das Institut mit Sitz in Bremerhaven am Dienstag mitteilte.
Wie groß dieses Problem werden könnte, hat ein Team um Moritz Langer und Guido Grosse vom AWI in Potsdam untersucht und in einem Beitrag für das Fachjournal „Nature Communications“ beschrieben. Darin stellen sie fest, dass die Arktis längst keine unberührte Wildnis mehr ist. Seit langem gibt es dort auch Ölfelder und Pipelines, Bergwerke und verschiedene andere industrielle Aktivitäten. Die dafür nötigen Anlagen stehen auf einem Fundament, das früher als stabil und zuverlässig galt, dem sogenannten Permafrost.
„Industrieabfälle aus stillgelegten oder noch arbeitenden Anlagen hat man daher in der Regel einfach vor Ort gelassen, statt sie mit viel Aufwand und entsprechenden Kosten zu beseitigen“, erklärte Langer. So seien über Jahrzehnte Kleinstdeponien voller giftiger Schlämme aus der Öl- und Gasförderung entstanden. „Die Palette der Substanzen reicht dabei von giftigem Dieselkraftstoff über Schwermetalle bis hin zu radioaktiven Abfällen“, sagte Grosse.
Da sich die Permafrost-Region zwei- bis viermal so schnell erwärme wie der Rest der Welt, taue der gefrorene Untergrund zunehmend auf. Die Schadstoffe könnten sich verteilen, durch den instabilen Boden könnten Schäden an Pipelines, Chemikalien-Lagern und Deponien entstehen. Noch kritischer werde die Lage durch das wachsende Interesse an wirtschaftlichen Aktivitäten in der Arktis.