Greenpeace: Immer mehr Privatflüge in Deutschland

Greenpeace: Immer mehr Privatflüge in Deutschland
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace schlägt Alarm: Im vergangenen Jahr ist die Zahl von Flügen mit Privatjets in Deutschland deutlich gestiegen. Europaweit verdoppelte sich der Ausstoß von Treibhausgasen durch Privatjetflüge.

Berlin (epd). Die Zahl der Privatflüge in Deutschland ist nach Angaben von Greenpeace im vergangenen Jahr um rund drei Viertel auf gut 58.000 gestiegen. Damit liege Deutschland in der EU auf dem zweiten Platz hinter Frankreich, erklärte die Umweltschutzorganisation am Donnerstag in Berlin. Europaweit habe sich der Ausstoß von Treibhausgasen durch Privatjetflüge 2022 mehr als verdoppelt, zeige eine Studie des niederländischen Beratungsunternehmens CE Delft im Auftrag von Greenpeace.

Dieser „alarmierende Anstieg“ sei das Gegenteil dessen, was die Klimawissenschaft fordere, sagte Greenpeace-Mobilitätsexpertin Lena Donat: „Der CO2-Ausstoß im Verkehr muss drastisch sinken. Mit den jüngsten Beschlüssen der Koalition wird das nicht passieren. Zu den eigentlich nötigen Maßnahmen gehört auch ein Verbot von Privatjets.“

Den Angaben zufolge hatte die Zahl der Privatflüge in Deutschland bereits 2021 das Vor-Corona-Niveau von 2019 überschritten. Der CO2-Ausstoß der Flüge addiere sich auf zuletzt 208.600 Tonnen, erklärte Greenpeace. „Das entspricht etwa dem CO2-Schaden, den 130.000 Pkw pro Jahr anrichten.“ In Deutschland werde die Strecke Berlin-Köln am häufigsten geflogen, die mit der Bahn viereinhalb Stunden dauere.

Europaweit sei die Zahl der Privatjetflüge 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 64 Prozent auf 572.806 „rasant gestiegen“, hieß es. 2021 seien rund 350.000 solcher Flugverbindungen registriert worden, 2020 waren es etwa 118.750. Von 2020 bis 2022 betrage damit die Zunahme an Privatjetflügen in Europa 382 Prozent. Dieser extreme Anstieg sei etwas verzerrt, da er das Jahr 2020 mit den strengsten Reisebeschränkungen einschließt. Die Branche habe sich von einem kurzfristigen Einbruch in 2020 „mit unglaublicher Geschwindigkeit erholt“, hieß es.

Laut Studie hat sich europaweit der Ausstoß von Treibhausgasen durch Privatjetflüge im vergangenen Jahr auf 3,3 Millionen Tonnen mehr als verdoppelt. Gut die Hälfte der europaweiten Flüge (55 Prozent) waren 2022 Kurz- und Ultrakurzflüge von weniger als 750 Kilometern. Zum Vergleich: Im Vorjahr betrug die Menge rund 1,6 Millionen Tonnen. Für 2020 listet die Studie 354.690 Tonnen an klimaschädlichem CO2 durch Flüge mit privaten Jets auf.

Emissionen von Privatjets sind laut Greenpeace in der EU bislang nicht reguliert, obwohl sie pro Passagier fünf- bis 14-Mal so viele Treibhausgase verursachen wie kommerzielle Flüge und 50-Mal mehr als eine Zugfahrt auf der gleichen Strecke.

Im Jahr 2018 habe ein Prozent der Weltbevölkerung die Hälfte der weltweiten Flugemissionen verursacht, während 80 Prozent der Weltbevölkerung noch nie geflogen sei. „Während Superreiche mit Privatjets fliegen, als gäbe es kein Morgen, leiden ärmere Menschen aus dem globalen Süden am stärksten unter den Konsequenzen der Kimakrise“, sagte Donat. Klimaschädliche Privatjets seien die rücksichtsloseste Form der Mobilität.

Die Erhebung von CE Delft analysierte die Anzahl, die Entwicklung und die CO2-Emissionen von Privatjetflügen in allen EU-Staaten sowie Norwegen, in der Schweiz und Großbritannien von 2020 bis 2022. Die CO2-Emissionen aller Flüge pro Land wurden mit dem Eurocontrol Small Emitters Tool berechnet.